
Brandschutz im Brennpunkt 2018
13. Brandschutztag am 13. September 2018 in Lippstadt / Erwitte
Vorträge des Seminars als pdf-Dateien
Exklusiv nur für Teilnehmer des Seminars - die Zugangsdaten finden Sie in den Teilnehmerunterlagen.
In diesem Jahr war erneut das große Highlight die Live-Großbrandprüfung von Bauteilen mit typischen Einbaumängeln, interessanten historischen Bauteilen und Naturmaterialien.
Bereits am Vorabend des 13. Septembers gab es ein BBQ für die Seminarteilnehmer im Biergarten des Quality Hotel Lippstadt. Das Ambiente bot einen angemessenen Rahmen, damit sich die Brandschutzexperten kennenlernen und austauschen konnten.
Dr. Joanna Krasch, Abteilungsleiterin MPA NRW, begrüßte am folgenden Vormittag die rund 70 Anwesenden und übergab das Wort an Dipl.-Ing. Thomas Krause-Czeranka, ebenfalls MPA NRW. Er moderierte das Seminar und übernahm den ersten Fachvortrag. In diesem Jahr war das Hauptthema die Novellierung der bauordnungsrechtlichen Grundlagen für die Verwendung von Bauprodukten und der Anwendung von Bauarten in Deutschland. Die Abgrenzung von produkt- und bauwerksbezogenen Anforderungen wurde als wesentlicher Bestandteil der Neuregelungen beleuchtet. Für die am Bau Beteiligten stellen sich durch die Novellierung diverse Haftungsfragen, die durch Jörg Mayr, Fachanwalt für Bau- und Architektenrecht, herausgestellt und anhand der regen Teilnehmerfragen vertieft wurden.
Im zweiten Fachvortragsblock hatte Dipl.-Ing. Peter Proschek vom DIBt das Wort zur Beurteilung des Brandverhaltens von Fassaden und erläuterte den Sachstand zur Situation in Deutschland hinsichtlich der Entwicklung eines harmonisierten europäischen Prüfverfahrens. Abgerundet wurden dieses Thema durch einen Fachvortrag von Architekt Dipl.-Ing. (FH) Stephan Appel, der mit Praxisbeispielen verschiedene Probleme und Schäden an Fassaden herausstellte.
Live-Großbrandversuch

Bevor es in die Räumlichkeiten der MPA NRW nach Erwitte ging, bekamen die Zuhörer den Messstandplan zum Versuchsaufbau ausgehändigt und erläutert. Wie gewohnt hatten die Teilnehmer im Vorfeld der Seminartage Vorschläge zu Probekörper abgeben können. In diesem Jahr war die zu prüfende Massivwand mit insgesamt 15 Probekörper ausgestattet, die den Flammen für 90 Minuten ausgesetzt waren (thermisch beaufschlagt nach ETK). Zu den Vergleichsprüfungen zählten zwei brennbare Rohre, zwei Fichtenholzbalken und vier verschiedene Natursteinplatten. Die brennbaren Rohre unterschieden sich im Durchmesser, die Fichtenholzbalken im Alter (einer war neu, der andere ca. 400 Jahre alt) und die Natursteine hoben sich in ihrer Beschaffenheit voneinander ab. Weitere Probekörper waren u.a.:
- eine Absperrvorrichtung K90-18017, die nicht nach DIN 18017 eingebaut worden war,
- eine Kabelabschottung mit Kabelbündel in einem Holzelement,
- eine Brandschutzklappe mit unterschiedlichen Fugenverfüllungen,
- ein historisches Mauerwerk und
- ein historischer Fachwerkbalken.

Für besonderes Interesse sorgte eine große T90-Rohrrahmentür mit Glaselementen und einem Eichenholzbalken als Türsturz. Beim Einbau wurde die Tragkonstruktion nur seitlich verankert, nicht aber am Sturz und es gab unterschiedliche Fugenverschlüsse. Anders als beim unteren Glaselement wurde oben auf den umlaufenden Aufschäumer bewusst verzichtet. Nach Beginn der Prüfung dauerte es nicht lange bis die Brandschutzschicht in den zunächst klaren Türscheiben auf die thermische Beaufschlagung reagierte, sich ausdehnte, trüb wurde und keinen Blick auf die Flammen mehr zuließ. Fast zeitgleich sorgte die Steinwolle in den Fugen des historischen Mauerwerks für Rauchwolken. Wenig später fingen auch die Kabelbündel im Holzelement leicht zu qualmen an. Dies sorgte für Gesprächsstoff beim Fachpublikum. Plötzlich hallte dann ein kurzer Knall durch die Halle und das schmalere, brennbare Rohr fiel zu Boden, wenig später folgte das Dickere. An der Brandschutztür stieg auch dicker Rauch nach oben auf und von der Oberfläche des grünen, unbehandelten Natursteins platzen Splitter ab. Nach und nach vergrößerte sich der Spalt zwischen Wand und Brandschutzklappe, da der Brandschutzschaum nicht mehr gegen das Feuer bestehen konnte. Die beiden Fichtenholzbalken waren weiterhin vom Qualm bedeckt, der offensichtlich vom darunter eingebauten Fachwerkbalken erzeugt wurde.

An der Brandschutztür kamen im Verlauf der Prüfung Flammen zum Vorschein und schließlich lösten sich vereinzelt schwarze Gummileisten zwischen Tür und Glaselement ab.
Zwei Luken an der Rückseite ermöglichen jederzeit die Sicht ins lodernde Innere des Prüfstandes.
Die MPA-Mitarbeiter läuteten mit dem Lösen der grünen Temperaturmesskabel das Ende des Live-Großbrandversuchs ein. Während der kurzen Diskussion zum Versuchsverlauf in einem Seminarraum wurde die Massivwand aus dem Prüfstand gehoben, was den Anwesenden im Anschluss den Blick auf die Feuerseite der Wand und weitere wichtige Rückschlüsse ermöglichte.
Zeitraffer-Aufnahme des Großbrandversuches:
Es handelt sich um eine Zeitrafferaufnahme (Dauer ca. 5 Minuten) der Brandprüfung im Brandprüfzentrum des MPA NRW über 90 Minuten an abweichend und zum Teil fehlerhaft eingebauten Systemen des baulichen Brandschutzes in einem 5 x 4 m großen Wandbauteil. Der Live-Brandversuch fand im Rahmen der Veranstaltung statt.
Programm
Inhalt der Vorträge "Brandschutz im Brennpunkt 2018" (pdf)
Moderation: Dipl.-Ing. Thomas Krause-Czeranka
Ab 08:30 Uhr: Akkreditierung mit Ausgabe der Tagungsunterlagen
09:00 Uhr: Begrüßung der Teilnehmer (Referent: Dr. Joanna Krasch, MPA NRW)
09:15 Uhr: Bauprodukte und Bauarten - Novellierung der Rechtsgrundlagen (Referent: Dipl.-Ing. Thomas Krause-Czeranka, MPA NRW)
09:55 Uhr: Bauprodukte und Mängelhaftung (Referent: RA Jörg Mayr)
10:30 Uhr: Kaffeepause
11:00 Uhr: Beurteilung des Brandverhaltens von Fassaden – Sachstand zur Situation in Deutschland und Entwicklung eines harmonisierten europäischen Prüfverfahrens (Referent: Dipl.-Ing. Peter Proschek, Deutsches Institut für Bautechnik, DIBt)
11:35 Uhr: Problematik von Fassaden in der Praxis (Referent: Architekt Dipl.-Ing. (FH) Stephan Appel, Sachverständigenbüro)
12:10 Uhr: Beschreibung und Erläuterungen zum Versuchsaufbau (Referent: Dipl.-Ing. Thomas Krause-Czeranka, MPA NRW)
12:30 Uhr: Mittagspause und Fahrt zum MPA NRW, Erwitte
14:00 Uhr: Groß-Brandversuch (5 x 4 m) mit mangelhaft und abweichend ausgeführten Bauprodukten inkl. Live-Übertragung in den Pausenraum (bei Kaffee und Kuchen)
16:00 Uhr: Ad-hoc Auswertung der Brandprüfung und Diskussion
16:45 Uhr: Besichtigung der dem Feuer zugekehrten Seite des Versuchsaufbaus
17:00 Uhr: Ende der Veranstaltung
Anerkennung durch die Architektenkammer Nordrhein-Westfalen
Diese Veranstaltung wird als Fortbildung mit einem Umfang von 6,00 Fortbildungspunkten für die Mitglieder der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen in den Fachrichtungen Architektur und Innenarchitektur anerkannt. Reg.-Nr. 18-0906-003
Anerkennung durch die Ingenieurkammer-Bau Nordrhein-Westfalen
Diese Fortbildungsveranstaltung wird von der Ingenieurkammer-Bau Nordrhein-Westfalen für Ingenieure, beratende Ingenieure, bauvorlageberechtigte Ingenieure, saSV für die Prüfung des Brandschutzes sowie öbuvSV in diesem Sachgebiet mit 6,00 Fortbildungspunkten anerkannt. Registrier-Nummer: 45342
Veranstaltungsort
Am 13. September 2018 in Lippstadt, Quality Hotel (Lippertor 1, 59555 Lippstadt) und im Brandprüfzentrum des MPA NRW, Brandprüfstelle Erwitte (Auf den Thränen 2, 59597 Erwitte).