Im Rahmen einer experimentellen Zusammenarbeit zwischen den Firmen hhpberlin Ingenieure für Brandschutz und svt Brandschutz Services wurde anhand eines Gebäudedatenmodells die automatisierte Planung von Brandschutzabschottungen (Leitungsanlagen) erprobt. Grundlage für die Erprobung bilden die bauordnungsrechtlichen Anforderungen an den Brandschutz, die für die raumabschließenden Bauteile in das Gebäudedatenmodell eingepflegt werden.
Die Auswahl einer zulassungskonformen Abschottung für die Durchführung von Medien durch Bauteile mit Brandschutzanforderungen erfolgt heute zumeist erst auf der Baustelle. Dem Errichter der Brandabschottung liegen aber oftmals nicht alle nötigen Informationen vor, um eine Bewertung der Zulässigkeit und die zulassungskonforme Errichtung der Abschottung bewerten zu können. Infolgedessen leidet die Qualität der ausgeführten Brandabschottungen. Nicht eingehaltene Abstände, nicht zulässige Installationen oder Isolierungen sowie mangelnde Ausführungsqualität können so schnell teure Umbaumaßnahmen oder Sonderlösungen nach sich ziehen. Dies bedeutet einen zeitlichen Mehraufwand und zusätzlich anfallende Kosten. Aber auch die Dokumentation der ausgeführten Abschottung ist oft lückenhaft: Eigentlich intakte Abschottungen können im Verlauf des Gebäudebetriebs nicht nachbelegt und repariert werden, wenn die notwendige Dokumentation und Kennzeichnung fehlen.
Brandabschottungen in BIM
Um derartigen Problemen vorzubeugen, muss die Planung der Brandabschottungen bereits früher im Projektverlauf erfolgen. Dies ist im Zuge der immer weiter fortschreitenden Etablierung von Building Information Modeling (kurz BIM) möglich. So können bereits in der Planung der verschiedenen haustechnischen Gewerke Abstandsproblematiken, falsche Belegungen und nicht zulässige Konfigurationen erkannt und umgeplant werden.
An diesem Punkt setzt die experimentelle Zusammenarbeit der Firmen hhpberlin Ingenieure für Brandschutz und svt Brandschutz Services an. Zur Durchführung des Experiments sind das neue unternehmensinterne Software-Plug-in von svt für die BIM-fähige Autorensoftware Autodesk Revit und das Demo-Brandschutzfachmodell von hhpberlin zum Einsatz gekommen. Das Brandschutzfachmodell enthält für die Testzwecke entsprechende Leitungsanlagen, die mithilfe des neuen Plugins geschottet worden sind.
Zunächst werden die brandschutzrelevanten Leitungsdurchführungen durch das Plug-in im BIM-Modell lokalisiert. Aufgrund der bereits erfolgten Parametrisierung der raumabschließenden Bauteile sind die Sollanforderungen an den Feuerwiderstand bekannt. Besonders einfach und zuverlässig ist dies, wenn bereits die Brandschutzfachplanung im Modell erfolgt ist. Mit diesen Sollanforderungen des Brandschutzes sowie den Informationen der Leitungsanlagen (z.B. elektrische Leitungen) ist das Plugin in der Lage, eine Schottempfehlung aus dem Produktsortiment von svt herzuleiten. Dabei werden auch die entsprechenden Ver- und Anwendbarkeitsnachweise der Systeme berücksichtigt. Der Planer bzw. Anwender kann anschließend das vorgeschlagene Abschottungssystem annehmen und in sein Modell importieren.
Zur Übersichtlichkeit wird automatisch ein BIM-Schottkataster (BIM-Brandschottkataster) erstellt. Im Schottkataster kann der Anwender weiterführende Links zu den Einbauanleitungen und den Ver- und Anwendbarkeitsnachweisen der Produkte und Systeme von svt finden. Dies soll die Qualität in der Ausführung der Abschottungen erhöhen. Möglich sind auch die vereinfachte Ausschreibung und die Kalkulation benötigter Mengen. Die Einbindung der Abschottungen in das Gebäudemodell bietet zudem eine übersichtliche Möglichkeit, die Dokumentation zu den ausgeführten Abschottungen für den Gebäudebetrieb zugänglich zu machen. Damit können Nachbelegungen, Reparaturen oder der Ersatz einfach und zentral im Gebäudemodell erfasst werden. Dies sichert eine gleichbleibend hohe Qualität des passiven baulichen Brandschutzes über die gesamte Betriebsdauer des Objekts.

Standardisierungsbedarf
Die Notwendigkeit der Einbeziehung des Brandschutzes in den BIM-Prozess zeigt sich bereits an diesem scharf umrissenen Teilproblem der Brandschutzplanung. Es lässt sich auch für diesen Anwendungsfall der Bedarf an einer Standardisierung der BIM-Prozesse innerhalb der Fachdomäne Brandschutz ableiten. Verschiedene Gremien bei buildingSMART, dem VDI sowie diverse Forschungsprojekte arbeiten derzeit an einer entsprechenden Standardisierung. Für eine Verbesserung der Praxistauglichkeit wird das Vorgehen kontinuierlich weiter verbessert und automatisiert. Um die praktische Anwendbarkeit von BIM im Brandschutz weiter kollaborativ zu verbessern, wird das Vorgehen zurzeit im Rahmen einer Betaphase an weiteren konkreten BIM-Gebäudemodellen getestet.
Über buildingSMART Deutschland
Seit über 25 Jahren ist buildingSMART Deutschland das Kompetenznetzwerk für die Digitalisierung der Bau- und Immobilienwirtschaft und für Open-BIM. Über 650 Unternehmen, Forschungs- und Hochschuleinrichtungen, Behörden und Institutionen der öffentlichen Hand sowie Privatpersonen aus allen Bereichen der Bau- und Immobilienwirtschaft sind Mitglied bei buildingSMART Deutschland. Sie eint das Bestreben, Digitalisierung erfolgreich mitzugestalten. Dazu engagieren sich buildingSMART-Mitglieder ehrenamtlich in der Entwicklung von offenen und herstellerneutralen Standards für digitale Methoden und Werkzeuge und bringen über buildingSMART International diese Arbeiten auf die globale Ebene. Auf regionaler Ebene sind buildingSMART-Mitglieder in Regionalgruppen aktiv und treiben über lokale und regionale Netzwerke den Wissens- und Erfahrungsaustausch in der Breite voran. So wirkt buildingSMART global, national und regional daran mit, verlässliche und anwendergerechte Rahmenbedingungen und Standards für eine erfolgreiche Digitalisierung der Bau- und Immobilienwirtschaft in Deutschland zu entwickeln.
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Der Artikel ist in Ausgabe 2.2022 des FeuerTrutz Magazins (März 2022) erschienen.