Seit Jahren hat sich Blended Learning als wichtiges Werkzeug in Lehre und Weiterbildung etabliert. Jetzt werden die zahlreichen Vorteile auch in der berufsbegleitenden Weiterbildung im Brandschutz genutzt – aber was verbirgt sich eigentlich dahinter?
Dezember 2018 / Von Philip Sigesmund. Regelmäßige Weiterbildung ist insbesondere im Brandschutz selbstverständliche Pflicht und gesetzlich vorgeschrieben. Da die zeitlichen Rahmen für die individuell notwendigen Weiterbildungen sehr unterschiedlich sind, bieten sich Lernformen an, die eine gezielte Erweiterung oder Wiederholung von Fachwissen ermöglichen. Deshalb wird auch in der modernen beruflichen Weiterbildung zunehmend eine Modularisierung der Inhalte angestrebt, nachdem sich dies bereits in Studiengängen und Ausbildungsfächern durchgesetzt hat: Statt Lerninhalte monolithisch in einem großen Themenblock zu gruppieren, werden sie innerhalb in sich abgeschlossener Module gekapselt (s. Abbildung 2). Der Lernende kann sich aus dem facettenreichen Angebot bei geringerem Zeitaufwand und reduzierten Kosten die passenden und aktuell benötigten Themen als Module aussuchen.
Der Begriff Blended Learning bedeutet wörtlich übersetzt „vermischtes Lernen“. Im Englischen wird „blend“ gerne als Qualitätsmerkmal von Genussmitteln wie Kaffee, Whisky oder Tabak verwendet: Hier werden bei der Herstellung ähnliche Ausgangsbestandteile so miteinander vermischt, dass das Endprodukt eine gleichbleibend höhere Qualität als die einzelnen Zutaten aufweist. Gleiches passiert beim Blended Learning: Es handelt sich hierbei um ein integriertes Lernkonzept, das Lernformen wie E-Learning, Webinare und Präsenzveranstaltungen miteinander kombiniert.
Jederzeit und überall möglich: E-Learning
E-Learning ermöglicht Lernen, Kommunizieren, Informieren und Wissensmanagement unabhängig von einem bestimmten Ort oder Zeitpunkt. Neben den zahlreichen Vorteilen (s. Tabelle) fehlt es dieser Methode allerdings an direktem Austausch, Feedback und tutorieller Begleitung. Zudem wird häufig der Fehler gemacht, das einfache Bereitstellen digitaler Texte als E-Learning zu bezeichnen oder die Selbstlernphase als reines Lesen und Lernen zu verstehen: Beim modernen E-Learning werden die traditionell in Lehrmaterialien verwendeten Bilder und Texte zur besseren Veranschaulichung um Animationen und Videos ergänzt. Die einzelnen Kapitel sollten eher kurz gehalten werden und mit einem Quiz bzw. einer kleinen Lernstandskontrolle enden. Zudem kann das Bestehen dieser Kontrollen über die Freischaltung für das nächste Kapitel entscheiden.
Persönlicher Austausch bei festen Terminen: Präsenzveranstaltungen
Präsenzveranstaltungen stellen eine perfekte Ergänzung zum E-Learning dar, denn sie bieten die Möglichkeit zum Erfahrungsaustausch auf persönlicher Ebene, für praktische Übungen, Exkursionen und zum Networking. Zudem helfen sie, einen groben zeitlichen Rahmen vorzugeben, da sie von den Dozenten als Meilensteine genutzt werden können, an denen die Teilnehmer einen bestimmten Wissensstand erreichen sollten.
Interaktive Kurse im virtuellen Raum: Webinare
Ergänzend zu Präsenzveranstaltungen und Selbstlernphasen via E-Learning werden häufig Webinare genutzt. Webinare sind vereinfacht gesagt eine Kombination aus Online-Präsentation, Videokonferenz und Chat. Sie können für den regelmäßigen Diskurs, Vorlesungen oder Workshops genutzt werden, wobei die Kommunikation zwischen Dozenten und Teilnehmern im Vordergrund steht. Ziel ist die Übertragung eines Besprechungs- oder Seminarraums in die virtuelle Welt: Ein Dozent kann eine Präsentation oder ein Skript vor den Teilnehmern vortragen, Fragen stellen und Diskussionen moderieren. Teilnehmer haben die Möglichkeit, sich per Wortmeldung oder Chat aktiv zu beteiligen. Alternativ kann der Dozent seine Moderationsrolle vorübergehend an Teilnehmer übergeben, z.B. für die Präsentation einer gelösten Übungsaufgabe. Gut vorbereitete Moderatoren können im Vorhinein von den Teilnehmern eingereichte Fragen und Themen sammeln, strukturieren und dann im Webinar zwischen Dozenten und Teilnehmern vermitteln. Webinare erlauben außerdem, miteinander in direkten Kontakt zu treten, um offene Fragen zu klären oder den Lernstand abzufragen. Gruppenarbeiten oder Prüfungsvorbereitungen können sogar ohne die Anwesenheit eines Dozenten in eigens dafür eingerichteten virtuellen Lernräumen durchgeführt werden.
Zur Unterstützung von Blended Learning gibt es eine Vielzahl von Software-Systemen. Neben Lösungen für das einfache Erstellen von qualitativ hochwertigem E-Learning-Material beinhalten diese auch hilfreiche Tools für die Bereitstellung von generellen Kursinformationen und zusätzlichen Lehrmaterialien. Zu gängiger Webinar-Software gehören Aufzeichnungsmöglichkeiten, die es den Teilnehmern erlauben, verpasste Webinare zu einem für sie passenden Zeitpunkt anzuschauen. Kalender, die den Kursablauf und alle Termine abbilden, sind meist genauso integriert wie Wissensdatenbanken (z.B. Wikis) zur Sammlung von Fachbegriffen und Foren für den Diskurs.

Blended Learning im Brandschutz
Auch für die Fortbildung im Brandschutz eignet sich Blended Learning gut, da es exzellente Möglichkeiten bietet, räumlich flexibel an Weiterbildungsveranstaltungen teilzunehmen. Dies soll keinesfalls ein grundsätzliches Argument gegen Präsenzveranstaltungen sein, die großen Vorteile dieser Lernform wurden bereits dargestellt. Für die Praxis gilt hier wie so oft: Die Mischung macht’s.

Konkret bezogen auf die umfangreichere Weiterbildung im Brandschutz lässt sich folgendes beispielhaftes Szenario abbilden: Den Teilnehmern wird der Zugang zu einem webbasierten System gegeben, in dem sie übersichtlich alle Inhalte und Termine finden, die aktuell für sie relevant sind. Vorab wird eine Präsenzveranstaltung zum gegenseitigen Kennenlernen und Netzwerken angesetzt. Im nächsten Schritt beginnt das E-Learning mit Grundlagen und Begrifflichkeiten, die im Selbststudium gelernt werden. Dabei wird der Lernstand selbständig anhand von Kontrollfragen überprüft. Ein „betreutes Vorlesen“, das Zeit und Motivation raubt, entfällt. Fragen an die Dozenten können im Rahmen der nächsten Online-Vorlesung oder einem extra dazu angesetzten Webinar gestellt werden. Der nächste Präsenztermin, z.B. eine Exkursion, kann dann so vorbereitet werden, dass alle Teilnehmer das gleiche Basiswissen haben und in der Gruppe sowie mit Dozenten zielgerichtet Fachfragen bearbeiten können. Dieser Turnus wird für jedes Thema gemäß seiner Brisanz und Bedeutung im Gesamtkonzept vor- und didaktisch aufbereitet.
Fazit
So unterschiedlich die drei Lehr- und Lernmethoden auch sein mögen – richtig aufeinander abgestimmt ergänzen sie sich perfekt und sprechen alle Lerntypen und deren individuellen Bedürfnisse an. Außerdem ermöglicht diese Methodenkombination neue Lernformen, bei denen die reine Wissensvermittlung im Rahmen einer Selbstlernphase via E-Learning stattfindet, dabei auftretende Rückfragen in Webinaren geklärt werden und die Präsenzphasen exklusiv für Projektarbeiten, Exkursionen und praktische Übungen genutzt werden können. Das Blended Learning schafft somit die Möglichkeit, sich einfach und zielgerichtet berufsbegleitend weiterzubilden.
Autor
Dipl.-Kfm. Philip Sigesmund: Seit 2014 bei der International Security Academy e.V. (ISA) für die Bereiche Marketing und Business Development verantwortlich
Online-Terminkalender: Veranstaltungen zum Brandschutz
Der Online-Terminkalender auf www.feuertrutz.de enthält Veranstaltungshinweise, wie z.B. Seminare, Weiterbeildungen oder Tagungen, zum Thema Brandschutz von verschiedenen Anbietern.