Eine Wetterfahne in Form eines Hahns steht vor einem dramatischen Sonnenuntergang mit rosa und grauen Wolken.
Woher aktuell der Wind weht im vorbeugenden Brandschutz, zeigt das jährliche FeuerTrutz Konjunkturbarometer. (Quelle: Nicole Wilcox / Unsplash)

Branche | Markt 2025-02-26T07:52:47.959Z Brandschutz-Konjunkturbarometer 2024/25

Brandschutz im Wandel

Mit dem „Brandschutz Konjunkturbarometer 2024/2025“ hat FeuerTrutz die Stimmung und die Markteinschätzungen in der Branche mit einer Befragung unter Brandschützern erhoben. Ziel war es, ein aktuelles Bild der wirtschaftlichen Lage, der anstehenden Herausforderungen und Zukunftsaussichten des vorbeugenden Brandschutzes zu gewinnen.

Die Antworten der Teilnehmerinnen und Teilnehmer zur aktuellen konjunkturellen Situation im Brandschutz zeigen ein ambivalentes Bild zwischen solider Basis und deutlichen Risikowahrnehmungen (Abb. 1). Mit einem Mittelwert von 6,8 liegt die Branchenkonjunktur insgesamt im positiven Bereich und hat sich im Vergleich zu den Vorjahren kaum verändert (2024: 6,8 und 2023: 6,7).

Ein Balkendiagramm, das die Einschätzung der aktuellen konjunkturellen Lage im vorbeugenden Brandschutz zeigt.
Abb. 1: Die Befragten schätzen die konjunkturelle Lage zum Jahreswechsel 2024/2025 insgesamt positiv ein.

Zwar bleibt die Branche also insgesamt robust: Nur wenige bewerten ihre Lage als ausgesprochen schlecht. Dennoch gibt es eine spürbare Zurückhaltung, was die Einstufung als „ausgezeichnet“ angeht. Dies deutet darauf hin, dass trotz einer gewissen Grundstabilität auch die Brandschutzbranche die konjunkturellen und politischen Unsicherheiten in Zeiten von Neuwahlen und Investitionszurückhaltung bei den Bauherren spürt. Das deckt sich auch mit Äußerungen aus der Branche, wonach Planerinnen und Planer zum Teil mit deutlichen Auftragsrückgängen konfrontiert sind. Wie häufig in der Vergangenheit wirken sich Krisen im Bausektor mit Verzögerung auch auf die an der Planung Beteiligten aus.

2024: Bestand schlägt Neubau

Ein besonders auffälliges Ergebnis ist die unterschiedliche Dynamik bei Neu- und Bestandsbauten im Jahr 2024 (Abb. 2). Während ein relativ großer Teil der Befragten im Neubausektor entweder stagnierende oder sogar rückläufige Auftragszahlen verzeichnet, scheint der Bestand stärker zu profitieren. Für ihn berichten mehr Unternehmen von gleichbleibenden oder leicht gestiegenen Volumina. Grund dürfte unter anderem die derzeitige Verunsicherung bei größeren Neubauprojekten und im Wohnungsbau sein, bei denen steigende Finanzierungskosten und eine unsichere Baukonjunktur oft zu Verzögerungen oder Absagen führen. Bestandsgebäude hingegen werden regelmäßig modernisiert, um aktuellen Brandschutzvorgaben gerecht zu werden oder ihre Energieeffizienz zu verbessern – und diese Maßnahmen lassen sich flexibler und kostengünstiger planen.

Balkendiagramm zur Entwicklung des Auftragseingangs von Neubauten und Bestandsbauten im Jahr 2024.
Abb. 2: Wie schon im Vorjahr ist das Geschäft mit Neubauten stärker unter Druck als das mit Bestandsprojekten.

Geschäftsentwicklung nach Kundengruppen (Rückblick 2024)

Auch zwischen den verschiedenen Auftraggebersegmenten – private, gewerbliche und öffentliche Kunden – treten im Rückblick auf 2024 deutliche Unterschiede zutage (Abb. 3). Während das Geschäft mit privaten Bauherren offenbar häufig stärker von Budgetsorgen und Zinssteigerungen betroffen ist, zeigen sich gerade gewerbliche Auftraggeber etwas investitionsfreudiger. Öffentliche Kunden liegen in der Einschätzung eher dazwischen: Manche Befragte profitieren offenbar von öffentlichen Infrastrukturprojekten oder Sanierungsprogrammen. Insgesamt entsteht dadurch ein fragmentiertes Bild, in dem sich die Entwicklung je nach Art der Kundschaft teils deutlich auseinanderbewegt. Klar ist wie in den Vorjahren, dass die gewerblichen Kunden für den Brandschutz ein sehr wichtiger stabilisierender Faktor waren.

Ein Balkendiagramm zeigt die Geschäftsentwicklung im Jahr 2024 für verschiedene Kundengruppen: Privatkunden, gewerbliche Kunden und öffentliche Kunden.
Abb. 3: Die Aufträge der gewerblichen Kunden waren 2024 für viele Brandschützer eine wichtige und vergleichsweise stabile Basis.

Ausblick auf 2025

Mit Blick auf das kommende Jahr überwiegt insgesamt ein vorsichtiger Optimismus: Die Mehrheit der Befragten rechnet mit einer stabilen bis leicht verbesserten Auftragslage, allerdings ohne große Sprünge (Abb. 4). In den Aussagen kristallisiert sich erneut eine Zweiteilung heraus. So gibt es im gewerblichen und öffentlichen Bereich mehr Stimmen, die mit einer Verbesserung rechnen, während bei Privatkunden häufiger die Prognose „gleichbleibend“ oder „leicht negativ“ genannt wird. Als mögliche Gründe liegen steigende Bau- und Finanzierungskosten sowie allgemein wachsende Unsicherheiten im privaten Immobiliensektor auf der Hand, während gewerbliche und öffentliche Projekte oftmals längerfristig geplant sind. Damit deutet alles darauf hin, dass sich die Branche weiterhin auf spürbare Unterschiede je nach Projektart und Kundengruppe einstellen muss, während ein flächendeckender Einbruch unwahrscheinlich ist.

Balkendiagramm zur Geschäftsentwicklung im Jahr 2025 mit Kategorien für Privatkunden, gewerbliche Kunden und öffentliche Kunden.
Abb. 4: Auch im Ausblick auf 2025 prägt Stabilität das Bild mit der Hoffnung auf weitere Verbesserung bei gewerblichen Aufträgen.

Tätigkeitsfelder im Wandel

Die Umfrageergebnisse deuten in allen abgefragten Bereichen (Konzepterstellung, Genehmigung, Ausführung, Fachbauleitung/Bauüberwachung und Prüfung) tendenziell auf eine eher positive Entwicklung hin (Abb. 5). Es fällt jedoch auf, dass insbesondere die konzeptionellen und prüfenden Tätigkeiten von vielen Befragten etwas optimistischer bewertet werden als die baubegleitenden beziehungsweise ausführenden Leistungen. Möglicherweise liegt dies daran, dass im Planungskontext auch bei verhaltener Gesamtbaukonjunktur weiterhin Bedarf besteht, Projekte zu evaluieren und Konzepte zu erstellen, bevor sie realisiert werden. Dennoch sehen einige Umfrageteilnehmerinnen und -teilnehmer gerade bei Ausführung und Fachbauleitung durchaus Risiken, etwa wegen des Fachkräftemangels vor Ort oder steigender Baukosten, die zu Verzögerungen führen können. Insgesamt belegt dieses Stimmungsbild, dass die Wertschöpfungskette im Brandschutz trotz konjunktureller Unsicherheiten weiter funktionieren wird, während die Schwerpunkte sich etwas in Richtung konzeptioneller und prüfender Tätigkeiten verschieben könnten.

Ein Balkendiagramm zeigt die erwartete Entwicklung verschiedener Tätigkeitsbereiche in den kommenden zwei Jahren, kategorisiert in sehr positiv, eher positiv, eher negativ und sehr negativ.
Abb. 5: Die Planung wird insgesamt am positivsten beurteilt bei der Frage nach der Entwicklung der Tätigkeitsfelder.

Herausforderungen der Branche

Die Befragten haben klar priorisiert, welche Themen ihnen in den nächsten zwei Jahren voraussichtlich die größten Schwierigkeiten bereiten werden. An erster Stelle steht die wachsende Komplexität als Folge immer umfangreicherer Gesetze und Verordnungen. Dieser Wert ist im Vergleich zum Vorjahr nochmals um ca. 10 % angestiegen (Abb. 6).

Balkendiagramm zeigt die größten Herausforderungen im vorbeugenden Brandschutz in den kommenden zwei Jahren, einschließlich hoher Komplexität durch Gesetze und Fachkräftemangel.
Abb. 6: Komplexität und Fachkräftemangel bereiten wie in den Vorjahren die größten Sorgen.

Dahinter folgen zwei verwandte Aspekte des Fachkräftemangels, der vor einem Jahr noch als größte Herausforderung gesehen wurde, nämlich in der Planung/Genehmigung sowie in den ausführenden Unternehmen. Beide Problembereiche verweisen auf Engpässe sowohl in den Behörden als auch auf den Baustellen, die zu Verzögerungen oder Qualitätsrisiken führen können. Parallel dazu beklagen viele Umfrageteilnehmende die zunehmenden Dokumentationspflichten sowie den Druck durch Terminverzögerungen und steigende Kosten. Interessant ist zudem, dass Digitalisierung und der Umstieg auf BIM als herausfordernde, aber weniger drängende Themen eingestuft werden – offenbar sind die meisten Brandschutzexpertinnen und -experten mehr mit kurzfristigen Engpässen und komplexen Vorschriften befasst, als dass sie sich intensiver um neue Technologien kümmern könnten. Nicht zuletzt spielt der gesamtwirtschaftliche Abschwung der Baukonjunktur eine Rolle: Gestiegene Zinsen und Baukosten sowie Zurückhaltung aufgrund von Unsicherheiten aufseiten der Investoren bremsen Investitionen. Insgesamt zeichnen die Antworten das Bild einer Branche, die sich in den kommenden Jahren vor allem mit personellen und regulatorischen Engpässen konfrontiert sieht, bei gleichzeitiger Notwendigkeit, auch technologisch und konzeptionell am Ball zu bleiben.

Die größten Hürden liegen also nicht in der Nachfrage, sondern in der Umsetzung: Die wachsende Regulierungskomplexität überfordert viele Akteure, während Fachkräftemangel in Planung und Ausführung Projekte verzögert. Da braucht es branchenweite Lösungen – von vereinfachten Prozessen bis zu gezielter Nachwuchsförderung.

Fazit

Insgesamt zeichnen die Ergebnisse des „Brandschutz Konjunkturbarometers 2024/2025“ das Bild einer Branche, die trotz politischer und wirtschaftlicher Unsicherheiten auf einem relativ soliden Fundament steht. Zwar bleibt der Neubau aufgrund steigender Finanzierungskosten und einer zurückhaltenden Investitionsbereitschaft vieler Bauherren unter Druck, doch zeigen sich insbesondere im Bestandssegment und im Geschäft mit gewerblichen sowie öffentlichen Auftraggebern stabilisierende Faktoren.

Ein wesentlicher Schlüssel für nachhaltigen Erfolg wird darin liegen, die wachsenden Anforderungen – sei es im Bereich der Regulierung, der Dokumentation oder des Fachkräftemangels – zügig anzugehen. Gleichzeitig sollten Unternehmen ihre Prozesse weiter digitalisieren und Konzeptarbeit sowie Prüftätigkeiten als strategische Zukunftsfelder erkennen. Damit kann es gelingen, den Brandschutz trotz schwieriger Rahmenbedingungen auf Kurs zu halten und künftigen Herausforderungen gestärkt zu begegnen.

Erhebung der Daten: An der Befragung beteiligten sich insgesamt 81 Brandschützer:innen.

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zuletzt editiert am 26. Februar 2025