Die Umgebung in einer Recyclinganlage ist eine besondere Herausforderung für die Detektionssicherheit von Brandmeldern. Dipl. Ing. Christian Ehlert, Brandoberinspektor bei der Feuerwehr Osnabrück, beantwortet im Interview fünf Fragen zu diesem Thema.
Welche Arten von Bränden können in Recyclinganlagen auftreten?
Bereits im angelieferten Müll können sich Glutnester verstecken. Wichtig ist also schon hier eine genaue Prüfung, beispielsweise über einen Brandmelder mit Infrarot, der über dem Abschüttplatz angebracht ist. In seltenen Fällen kann es auch passieren, dass sich der Müll in der weiteren Verarbeitung durch chemische Prozesse selbst entzündet. Viel häufiger kann es allerdings durch technische Defekte zu einem Kurzschluss kommen, bei dem ein Funke auf den Müll überspringt. Es können sich außerdem große Metallteile in den Maschinen der Recyclinganlage verkanten und heiß laufen.
Welche Stoffe brennen besonders gut?
Leicht entflammbar sind brennbare Flüssigkeiten, Papier und Kunststoffe. Wenn sich aber durch einen Kurzschluss oder Heißlaufen eine Wärmequelle mit hohen Temperaturen gebildet hat, kann eigentlich alles brennen.
Wie kann ein Brand verhindert werden?
Ein großer Brand kann durch eine frühzeitige und vor allem zielgerichtete Detektion und Löschung von Schwelbränden und Glutnestern verhindert werden. Aber auch jeder Haushalt kann etwas zum Brandschutz beitragen. Grundsätzlich gilt, Papier, Metall, Glas und Schadstoffe nicht über den Restmüll zu entsorgen.

Das Bundesamt für Materialforschung und -prüfung spricht in einem Forschungsbericht aus dem Jahr 2010 bei Bränden in Recyclinganlagen von einer „langwierigen und kostenintensiven“ Brandbekämpfung. Was ist damit gemeint?
Wenn es beispielsweise in einem Silo zu einem Schwelbrand mit hoher Rauchentwicklung kommt, muss die Feuerwehr den Brandherd erst einmal ermitteln. Besonders schwer ist das, wenn nicht detektiert werden kann, wo sich genau das Glutnest befindet. Das kann bedeuten, dass die Feuerwehr den Müll Schicht für Schicht abtragen und zwischendrin immer wieder mit einer Wärmebildkamera überprüfen muss, ob die Brandquelle gefunden ist. Bei einer großen Anlage kann das mehrere Tage dauern, in denen der Betrieb still steht. Da die Berufsfeuerwehr von der Freiwilligen Feuerwehr unterstützt wird, zieht dies einen enormen Personalbedarf mit sich.
Wie oft muss die Feuerwehr Osnabrück zu Bränden in Recyclinganlagen ausrücken?
Durchschnittlich brennt es in der Stadt Osnabrück etwa 400 Mal pro Jahr. Bedingt durch die Betriebsabläufe sind im gesamten Bundesgebiet auch größere Brände in Recyclinganlagen bekannt. Genau aus diesem Grund ist eine enge Abstimmung zwischen Betreibern, Herstellern von Sicherheitssystemen und Behörden erforderlich.
Der Artikel zum Interview "Branderkennung für Osnabrücker Recyclingbterieb" ist im FeuerTrutz Spezial - Band 5: Sicherheitssysteme (September 2014) erschienen.