2016-09 Marktentwicklung Technischer Brandschutz ist Wachstumstreiber Tabelle 1
Abb. 1: Marktentwicklung in der elektronischen Sicherheitstechnik von 2011 bis 2015 (Quelle: ZVEI/BHE)

Branche | Markt 2016-09-20T00:00:00Z Technischer Brandschutz ist Wachstumstreiber

Marktentwicklung: Der Markt der elektronischen Sicherheitstechnik hat sich im Jahr 2015 erneut besser entwickelt als erwartet. Was hat neben der generell guten Baukonjunktur zu diesem Wachstum beigetragen und welche weiteren Entwicklungen zeichnen sich für den Brandschutzmarkt ab?

September 2016 / Von Redaktion FeuerTRUTZ. Der Umsatz mit elektronischer Sicherheitstechnik stieg 2015 im Vergleich mit dem Vorjahr um 7,8 % auf 3,7 Milliarden Euro, so das Ergebnis der aktuellen Markterhebung des BHE Bundesverband Sicherheitstechnik e.V. und des ZVEI – Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie e.V. (s. Abbildung 1) Eine Ursache für dieses überdurchschnittliche Wachstum liegt in der nach wie vor guten Baukonjunktur.
Der Umsatz mit Brandmeldetechnik – dem größten Segment der elektronischen Sicherheitstechnik – ist 2015 um 11,2 % auf knapp 1,7 Milliarden Euro gewachsen. Rauchwarnmelder (RWM) sind seit Kurzem in allen 16 Bundesländern verpflichtend vorgeschrieben und erwiesen sich in diesem Segment als spürbare Wachstumstreiber – insbesondere Geräte für den privaten Bereich verkauften sich sehr gut.
Abgeschwächt hat sich hingegen das Wachstum im Bereich der Sprachalarmierung um 5,6 % auf 95 Millionen Euro. Obwohl die neue Fassung der Norm DIN VDE 0833-4 "Festlegungen für Anlagen zur Sprachalarmierung im Brandfall" schon seit Oktober 2014 gilt, sieht der ZVEI noch Aufklärungsbedarf bei Planern und Anwendern.
Mit 56,2 % machte der anlagentechnische Brandschutz 2015 den größten Teil des auf 8 Milliarden Euro geschätzten Gesamtmarktes mit Brandschutzprodukten aus. Das geht aus der Studie "Brandschutz Insights 2016" hervor, die B+L Marktdaten und FeuerTRUTZ Network gemeinsam erstellt haben.
Mit 50,7 % wird gut die Hälfte der Umsätze mit Brandschutz-Anlagentechnik im Industriebau erzielt. 33,8 % entfallen auf den Sonderbau und 15,5 % auf den Wohnungsbau. Die vergleichsweise hohe Bedeutung des Wohnbaus für den anlagentechnischen Brandschutz lässt sich vor allem auf die Produktgruppe Rauchwarnmelder zurückführen (s.o.). Für alle anderen Produktgruppen spielt der Wohnbau noch eine stark untergeordnete Rolle (s. Abbildung 2).

Künftige Branchentrends

Losgelöst von Umsatzerwartungen für einzelne Produktgruppen zeichnen sich im vorbeugenden Brandschutz langfristige Entwicklungen ab, die erheblichen Einfluss auf die eingesetzten Produkte, den Planungsvorgang und den Betrieb von Anlagen und Gebäuden haben werden. (s. dazu auch den Brennpunkt-Artikel im FeuerTRUTZ Magazin 5.2016).

Im FeuerTRUTZ Magazin 5.2016 (September 2016) lesen Sie den Brennpunkt-Artikel zum Thema "Brandschutz 4.0 – Chancen und Risiken der Digitalisierung".
Weitere Informationen zum FeuerTRUTZ Magazin

Langfristige Wachstumstreiber werden Integration und Digitalisierung sein – nicht nur innerhalb der sicherheitstechnischen Gewerke, sondern mit und in allen angrenzenden Gewerken, Produkten und Systemen. Jede technologische Lösung, wie auch immer sie im Detail aussieht, muss sich dabei aus einem Dreiklang von Sicherheit, Komfort und Energieeffizienz zusammensetzen.

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Abb. 2: Einsatzgebiete von Produkten im baulichen, organisatorischen und anlagentechnischen Brandschutz 2015 (Quelle: B+L /FeuerTRUTZ Network)

Vernetzt und digital

Die Vernetzung sicherheitstechnischer Gewerke und Systeme untereinander, aber auch mit der Gebäudeleittechnik wirft zahlreiche Fragen auf, wird jedoch auch vielfältige neue Geschäftsmodelle fördern. Zahlreiche Themen rund um die Normen, die bei vernetzten Systemen angewendet werden, rechtliche Aspekte bis zum Rollenverständnis der Hersteller, Planer und Errichter sowie der Eigentümer bzw. Gebäudenutzer werden gegenwärtig erörtert. Entscheidend ist die Diskussion der Paradigmen Sicherheit, Komfort und Energieeffizienz. "Sie bilden ein ‚magisches Dreieck‘, in dem sich jedes integrierte System und jede konkrete Lösungen bewegen muss", so Uwe Bartmann, Vorsitzender des Fachverbandes Sicherheit im ZVEI.

Beispiel für Vernetzung: ein Fenster

Ein einfach nachzuvollziehendes Beispiel ist ein automatisiertes Fenster in einem Bürogebäude. An diesem Fenster begegnen sich mindestens folgende Interessen: Die Einbruchmeldetechnik verlangt, dass das Fenster geschlossen ist, damit die Einbruchmeldeanlage scharf geschaltet werden kann. Die Gebäudeleittechnik möchte das Fenster evtl. zur natürlichen Be- und Entlüftung oder zur Nachtauskühlung benutzen, einer immer wichtigeren Aufgabe im Zeitalter der Energieeinsparverordnung. Das Natürliche Rauch- und Wärmeabzugsgerät (NRWG) schließlich muss das Fenster im Brandfall für den Rauch- und Wärmeabzug nutzen und öffnen können, und zwar im Zweifelsfall gegen den Widerstand aller anderen Gewerke einschließlich der Jalousiesteuerung. All diese Interessen kommen am besagten Fenster zusammen – oft noch mehr und i.d.R. nicht immer mit den gleichen Vorzeichen. Die Frage der Kommunikation und der eindeutigen Prioritätensetzung ist hier also von besonderer Bedeutung.

Planer im Fokus

Der Fachplaner rückt ebenso wie der Elektroplaner immer mehr in den Fokus dieser Entwicklungen. Er ist ein zentraler Faktor in der Wertschöpfungskette und steht vor der Herausforderung, mit dem technologischen Fortschritt auf der Produkt- und Systemseite ebenso Schritt zu halten wie mit der Weiterentwicklung der für ihn relevanten Normenwelt und des Rechtsrahmens – Stichwörter: Neuordnung des Bauproduktenrechts oder Building Information Modeling (BIM).

Autor: Redaktion FeuerTRUTZ Magazin

Der Artikel ist im FeuerTRUTZ Spezial – Band 8: Sicherheitssysteme (September 2016) erschienen.
Hier erhalten Sie weitere Informationen zur Reihe FeuerTRUTZ Spezial .

zuletzt editiert am 27. April 2021