Frau arbeitet an einem Laptop
Quelle: Alexandr Podvalny auf Pixabay

Beruf | Ausbildung 19. July 2022 Weiterbildung zur Fachplanerin Brandschutz:
Zwei Erfahrungsberichte

Im Gespräch mit Nadine Siebert und Karolina Sussek über ihre Teilnahme am Lehrgang "Fachplaner*in Brandschutz"

Nadine Siebert und Karolina Sussek haben am Lehrgang "Fachplaner*in Brandschutz" der RM Akademie teilgenommen, der in Kooperation mit FeuerTrutz Network durchgeführt wird. Wir haben mit den beiden Teilnehmerinnen über ihre bisherige Laufbahn in der Brandschutzplanung, ihre beruflichen Ziele und ihre Erfahrungen mit der Teilnahme am Lehrgang gesprochen.

FeuerTrutz Magazin: Wo und in welcher Position sind Sie derzeit beruflich tätig?

Nadine Siebert: Zurzeit arbeite ich in einem Sachverständigenbüro mit zwei Sachverständigen für Brandschutz und begleite dort alles, was an Brandschutzkonzepten, Feuerwehrplänen, Flucht- und Rettungsplänen und Stellungnahmen rund um den Brandschutz anfällt.

Karolina Sussek: Ich bin seit zehn Jahren als Architektin tätig und habe bisher in klassischen Architekturbüros gearbeitet, in den letzten Jahren dann überwiegend in Generalplanungsbüros. Dies ist auch zur Zeit der Fall. Sprich: Zwangsläufig habe ich schon jetzt Kontakt zum Brandschutz, spätestens, wenn die Ausführungsplanung ansteht. Zumal ich viel in der Ausführungsplanung und der Genehmigungsplanung unterwegs bin.

Wie kamen Sie zum Brandschutz?

Nadine Siebert: Ich bin eigentlich Bauzeichnerin – zum Brandschutz kam ich durch Zufall. Nach der Ausbildung habe ich ein Fachabitur gemacht und wusste damals noch nicht genau, wohin damit. Denn die Ausbildung als Bauzeichnerin war nicht das, was ich mir vorstellte. Ich war sogar am Überlegen, komplett die Branche zu wechseln. Ich habe mich dann jedoch in einem Büro beworben, das Feuerwehrpläne, Flucht- und Rettungspläne und Brandschutzordnungen erstellte. So bin ich dann vor 20 Jahren mehr oder weniger in die Branche „reingerutscht“. Ich hätte aber nicht erwartet, dass mich ein Zweig in der Baubranche dann doch so packen kann und ich froh bin, meine Bauzeichner-Ausbildung gemacht zu haben. Für mich ist Brandschutz mit den Jahren zu einer Leidenschaft geworden. Es ist nie langweilig, es gibt immer etwas Neues, was gerade in Bauzeichnerbüros so nicht mehr der Fall ist.

Karolina Sussek: "Ich will mir selbst im Vorfeld Lösungsansätze überlegen und diese dann mit der Expertise eines Fachplaners mit externen Planern klären" (Quelle: Karolina Sussek)

Karolina Sussek: Insbesondere in der Ausführungsplanung wird man mit diversen Schriftstücken von Fachplanern oder Prüfern konfrontiert. Die inhaltliche Auseinandersetzung und Umsetzung in der Planung stellen des Öfteren eine Herausforderung dar. Einiges wird am Ende anders ausgeführt als ursprünglich angedacht.

Mein Weg zum Brandschutz als Planerin war dieser: Es gibt den Brandschutz, den ich in meiner Planung zu beachten habe, aber warum ist es an dieser und jener Stelle so und nicht anders? Ich wollte wissen, warum das so ist. Das war der Grund für mich zu sagen, da möchte ich mich fortbilden. Ich wollte mir ein grundsätzliches Wissen aneignen, damit ich keine banalen Fragen stellen muss, sondern mir selbst im Vorfeld Lösungsansätze überlegen und diese dann mit der Expertise eines Fachplaners mit externen Planern klären kann. Gleichzeitig auch, um besser zu verstehen, worüber man mit den externen Kollegen spricht. So kam das berufliche Interesse für mich zustande.

Wie kam es dann dazu, dass Sie sich für den Kurs Fachplaner*in Brandschutz von FeuerTrutz und der Rudolf Müller Akademie entschieden haben?

Nadine Siebert: "Ich bin selbstsicherer geworden, vertraue meinem Wissen und gegebenenfalls weiß ich, wo ich nachlesen muss" (Quelle: Nadine Siebert)

Nadine Siebert: Für mich kam ein Studium parallel zur Arbeit und mit zwei Kindern nicht infrage. Ich wollte mich aber unbedingt weiterbilden und war in den letzten Jahren immer wieder auf der Suche nach etwas Passendem. Außerdem ist es so, dass viele Kurse in Präsenz stattfinden und dann direkt 1–2 Wochen am Stück. Das ist beruflich und privat nicht einfach zu leisten.

Ich bin dann, ich meine es war durch eine Mail oder die Zeitschrift, auf den Kurs der FeuerTrutz aufmerksam geworden. Das war schließlich die Chance für mich zu sagen: Super, das kann ich parallel laufen lassen und bekomme es geregelt über den Zeitraum. Dank der Freitage sowie Samstage funktionierte es für mich.

Karolina Sussek: Ich glaube, so ein bisschen hat das Schicksal entschieden, bzw. die Pandemie. Ich war tatsächlich schon bei einem anderen Anbieter angemeldet über meinen Arbeitgeber. Der Kurs wäre klassisch mit Teilnehmern vor Ort gestartet, wie das eben vor der Pandemie üblich war. Dieser Kurs ist dann aus bekannten Gründen auf Eis gelegt worden, weil so schnell nicht reagiert worden konnte. Somit war der Kurs abgesagt und ich musste nach einer Alternative suchen.

Wie schon erwähnt habe ich im Büro viel Kontakt mit Brandschutzplanern. Gerade im Brandschutz kennt man sich untereinander, selbst in einer Stadt wie Berlin. Auch in meinem Büro gibt es ein Brandschutzbüro, mit dem wir oft zusammenarbeiten. Im Gespräch mit der Geschäftsführerin des Büros kam es dann so, dass sie mir die FeuerTrutz Akademie empfahl und meinte, da wird gerade ein neuer Online-Lehrgang angeboten. Sie hat mir als Entscheidungshilfe noch mit auf den Weg gegeben, dass eine Mitarbeiterin ihres Brandschutzbüros ebenfalls teilnehmen wird, weil sie die Akademie als guten Anbieter einschätzt. Das hat mich letztlich überzeugt.

Wie haben Sie die Zeitaufwendung für den Kurs in Einklang mit Ihrem Job gebracht? War dies gut möglich? Beim Kurs sind einige Freitagnachmittage dabei.

Nadine Siebert: Den Freitag habe ich grundsätzlich eingekürzt, also etwas früher aufgehört. Ich habe aufgrund der Kinder ohnehin eine 30-Stunden-Woche. Gerade an den Prüfungstagen braucht man doch eine Pause, um sich zu sammeln und dann in Ruhe in die Prüfung starten.

Karolina Sussek: Für mich persönlich hat es gut funktioniert, weil ich nicht in Vollzeit, sondern in Teilzeit arbeite. Gerade die Tatsache, dass der Lehrgang freitags und samstags stattfindet, war ein Kriterium für mich zu sagen, ich mach das auf jeden Fall. Denn Freitage sind beruflich einfacher einzurichten als beispielsweise ein Lehrgang drei Wochen am Stück. Für mich persönlich war das ein passendes Modell, das sich beruflich wie privat sehr gut vereinbaren ließ.

Gibt es besondere berufliche Ziele, die Sie mit dem Kurs angestrebt haben? Welche neuen Aufgaben haben sich nach dem Kurs ergeben?

Nadine Siebert: Ich habe schon vor dem Kurs an vielen Brandschutznachweisen mitgearbeitet, Textteile korrigiert, Änderungen einfließen lassen. Für mich war es etwas, um das Hintergrundwissen zu stärken und etwas Schriftliches zur Qualifikation in der Hand zu haben. Sozusagen auch, um das Bauchgefühl, das ich über Jahre entwickelt habe, zu festigen und dem Ganzen das letzte Stück Sicherheit zu geben.

Karolina Sussek: Ich arbeite zur Zeit noch in einem Generalplanungsbüro, das aber den Brandschutz nicht als Aushängeschild hat. Es ist natürlich schön, wenn man in einem gesamten Team von 40 bis 50 Mitarbeitern Spezialisten dabei hat, die eine Anlaufstelle beim jeweiligen Thema sind. Generell ist da die Mitarbeiterqualifikation schon sehr sinnvoll.

Ich muss aber gleichzeitig auch sagen, dass ich durch die Ausbildung bei der FeuerTrutz Akademie gemerkt habe: Allein kommt man nicht weit. Wenn man allein in einem Büro für Brandschutzfragen herhalten soll, wird es schwierig, da letztlich die berufliche Erfahrung im Brandschutz fehlt. Das theoretische Wissen habe ich durch den Kurs bekommen. Aber es ist doch ein Unterschied, ob ich ausschließlich im Brandschutz tätig bin, Nachweise erstelle, mich mit Bauämtern oder der Feuerwehr auseinandersetze oder eben im Planungsbüro arbeite und hin und wieder den baulichen Brandschutz thematisiere. Ja, Brandschutz ist ein verwandtes Feld, aber doch irgendwie eine Welt für sich. Daher habe ich für mich gesagt, um den größten Nutzen aus dieser theoretischen Ausbildung zu ziehen, wird es früher oder später darauf hinauslaufen, in einem Team aus Brandschützern zusammenzuarbeiten.

Hat der Kurs in dieser Hinsicht geholfen und Ihre Erwartungen erfüllt?

Nadine Siebert: Ich bin selbstsicherer geworden, vertraue meinem Wissen und gegebenenfalls weiß ich, wo ich nachlesen muss. Denn man kann nicht alles auswendig lernen, aber man muss wissen, wo es steht. Auch nach 20, 30 oder 40 Jahren im Beruf wird jeder hier und da nachlesen müssen, schon wegen unterschiedlicher Verordnungen in den Ländern. Der Kurs hat auch dabei geholfen, diese Sicherheit zu haben: Wie kann ich die Texte richtig interpretieren? Nicht immer ist alles direkt verständlich formuliert.

Wie schätzen Sie den Lehrgang inhaltlich und vom Tempo her ein?

Nadine Siebert: Bei dem meisten Stoff bin ich tatsächlich sehr gut mitgekommen, gerade, wenn es um die Anforderungen an Bauteile geht, wie es in den Gesetzgebungen steht. Speziell auch organisatorischer Brandschutz, Feuerwehrpläne, Flucht- und Rettungspläne – da macht mir relativ selten noch jemand etwas vor. Für mich war trockene Materie wie die Eurocodes anstrengend, die ganzen europäischen Regeln, die mittlerweile dazu gekommen sind. Man kann den Dozenten da auch keinen Vorwurf machen, denn es ist sicherlich schwer, so ein Thema gut zu vermitteln.

Karolina Sussek: In dem Kurs, den ich besucht habe, gab es ein buntes Potpourri an verschiedenen Teilnehmern – von Berufseinsteigern bis hin zu Teilnehmern, die schon selbstständig im Brandschutz gearbeitet haben, war alles dabei. Somit hatten wir recht unterschiedliche Erfahrungs-Level und ich würde mich tatsächlich als klassischen Einsteiger betrachten. Ich kann mich noch an den ersten Termin erinnern, da ging es direkt richtig los und mir ist es schon etwas schwer gefallen, in die Thematik reinzukommen. Sicherlich war es für alle, die vielleicht schon Erfahrung mitbringen, ein guter Start mit einer Wiederholung der Basics. Außerdem gab es immer eine Feedback-Möglichkeit zum Ende der Einheit, die wir gern genutzt haben und bei der man die eigene Meinung einbringen konnte.

Zum Inhalt denke ich, dass dieser definitiv von allen Dozenten gut vorbereitet war. Natürlich ist jeder Dozent anders in seiner Vortragsart und es gab Themen, bei denen die Köpfe schnell geraucht haben. Wiederum waren aber auch interaktivere Vorträge samt Gruppenarbeit dabei, bei denen es regen Austausch zwischen den Teilnehmern und den Dozenten gab. Diese etwas aktivere Variante finde ich persönlich gut.

Und welches Thema fanden Sie am interessantesten?

Nadine Siebert: Ich fand die Module von Herrn Dietrich, Herrn Anwander und Herrn Stolbrink sehr anschaulich. Denn ich glaube auch, Brandschutz lebt von Diskussionen und dem miteinander arbeiten. Genau das vermitteln die drei sehr gut. Man hatte das Gefühl, ihnen ist daran gelegen, ihr Wissen weiterzugeben und zu teilen. Ich glaube, das ist nicht in jeder Branche so und sollte daher hervorgehoben werden.

Karolina Sussek: Ich fand die Module, so wie sie aufgebaut waren, eigentlich alle super und die Dozenten waren jeweils Spezialisten auf genau dem Gebiet des Moduls. Was mir persönlich am besten gefallen hat, ist der bauliche Brandschutz. Aber das rührt sicher daher, dass dies ein Interessenschwerpunkt von mir ist. Es war für mich auch das Modul, bei dem wir die meisten Möglichkeiten hatten, interaktiv in Gruppen zu arbeiten.

Haben Sie Verbesserungsvorschläge für dem Kurs?

Nadine Siebert: Manche Themen waren vielleicht für einen Tag etwas zu viel Input auf einmal. Dies könnte man mit einem Themenwechsel am Nachmittag etwas entzerren, um dann am nächsten Tag noch einmal mit dem thematisch „dichteren“, schwierigeren Thema zu starten.

Karolina Sussek: Sie hatten nach dem Stoff gefragt, ob dieser in der gegebenen Zeit vermittelbar war: Das Ganze ist eben kein Studium, sondern eher etwas mehr als ein normales Seminar, das man z.B. über eine Kammer bucht. Es ist also sehr kompakt gehalten. Somit gab es viele Themen, die nur angerissen werden konnten. Ich hätte mir etwas mehr technischen Brandschutz, also Anlagentechnik, gewünscht. Aber insgesamt finde ich, dass der Lehrgang eine gute Mischung aus allen brandschutzrelevanten Themen ist. Wenn man etwas noch vertiefen möchte, kann man das auch für sich danach noch tun.

Etwas, das aber der Pandemie geschuldet ist: Dass wir Teilnehmer uns nicht wirklich persönlich kennenlernen konnten. Wir haben es dann vereinzelt beim Brandschutzkongress „nachgeholt“. Denn gerade, weil die Teilnehmer aus so unterschiedlichen Bereichen kommen und teilweise schon im Brandschutz gearbeitet haben, hätte es das Ganze noch interessanter und lebhafter gemacht. Was ich aber definitiv noch einmal positiv hervorheben möchte, ist die Expertise der einzelnen Dozenten. Herr Dietrich war ja für uns der Ansprechpartner bzw. Lehrgangsleiter und mit ihm ist man sehr gut aufgehoben.

Was haben Sie für Ihren beruflichen Werdegang mitgenommen?

Nadine Siebert: Ich habe mit dem Kurs etwas Schriftliches in der Hand, das mich noch einmal in meinen 20 Jahren Berufserfahrung bestärkt – damit muss ich mich nicht verstecken. Dank des Kurses kann ich mich mit dem entsprechenden Hintergrundwissen noch mehr auf mein Können verlassen. Wo auf Dauer die Reise hingeht, lässt sich natürlich nicht vorhersagen: Ich bin immer aufgeschlossen für Neues und lasse mich überraschen, was die Zukunft bringt.

Karolina Sussek: Ich werde zu einem Ingenieurbüro hier in Berlin wechseln. Dieses ist im Ursprung ein reines Tragwerksplanungsbüro gewesen und hat dann den Brandschutz mit unter sein Dach gebracht. Sodass ich nun tatsächlich als Fachplanerin für vorbeugenden Brandschutz starten werde, gleichzeitig aber auch die Möglichkeit habe, bei der Prüfung mitzuarbeiten und ein bisschen die Objektüberwachung aus brandschutztechnischer Sicht mit zu betreuen. Ich denke, das ist für mich ein guter Einstieg in das gesamte Feld des Brandschutzes.

Wir bedanken uns bei Ihnen für das Gespräch und wünschen viel Erfolg für die Zukunft!

zuletzt editiert am 19.07.2022