Der Forschungsbericht des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) FFB zum Thema "Effektiver, effizienter und wirtschaftlicher Brandschutz bei Massentierhaltung" stellt brandschutztechnische Fragestellungen ganzheitlich dar und versucht, Lösungsmöglichkeiten aufzuzeigen. Der Beitrag fasst die grundlegenden Erkenntnisse zusammen.
Vermehrt verwenden landwirtschaftliche Betriebe für die Haltung von Tieren Massentierställe, da diese Art der intensiven Tierhaltung wirtschaftlicher betrieben werden kann als die ausgeprägte Bodennutzung, wie sie in Betrieben mit extensiver Tierhaltung üblich ist. Jedes Bundesland in Deutschland hat struktur- und landschaftsbedingt unterschiedliche Betriebsgrößen und Stallarten für die jeweiligen Tierarten.
Eine Verordnung des Europäischen Parlaments definiert Anlagen zur Intensivhaltung oder -aufzucht
- ab einem Bestand von 40.000 Geflügelplätzen,
- ab 2.000 Plätzen für Mastschweine (über 30 kg) oder
- ab 750 Plätzen für Sauen.
Um eine einheitliche Grundlage zu schaffen und die Tierarten untereinander vergleichen zu können, hat die Food and Agriculture Organization (FAO) den Begriff der Großvieheinheit (GV) eingeführt. Die GV ist eine Kennzahl, um die Nutzungsintensität einer Fläche zu charakterisieren (anders formuliert: „Tier pro Fläche“). Dafür wird eine Normierung auf den Richtwert eines ausgewachsenen Rindes mit 500 kg (= 1 GV) vorgenommen, z.B. entsprechen 320 Legehennen 1 GV.
Tabelle: Unterteilung der Stallanlagen von Nutztieren
Tiergruppe/ Stallkategorie | Zugeordnete Tierarten |
---|---|
Rinderställe |
Milchkühe, Bullenmast, Jungrinderaufzucht;auch Schafe, Ziegen etc. |
Pferdeställe |
Reitpferde, Zuchtpferde, Esel etc. |
Schweineställe |
Zuchtsauen, Ferkelaufzucht, Schweinemast,Jungsauenaufzucht, Eber etc. |
Geflügelställe |
Legehennen, Mastgeflügel, Puten, Gänse, etc. |
Hierdurch ergibt sich eine Reihe brandschutztechnischer Besonderheiten und Fragestellungen. Bei den ermittelten Brandursachen in landwirtschaftlichen Betrieben sind elektrische Ursachen als die häufigste und Brandstiftung als die zweithäufigste Quelle anzuführen.
Insbesondere bei landwirtschaftlichen Bestandsgebäuden ergeben sich oft Mängel im vorbeugenden Brandschutz z.B. durch:
- fehlende brandschutztechnische Abtrennungen mit entsprechendem Feuerwiderstand zwischen Stallungen, Stroh- und Heulagern, Erntelagern zu Wohngebäuden, Garagen, Maschinenhallen und Werkstätten,
- Brandweiterleitung über Bedachungen,
- unzureichende Flucht- und Rettungstüren und
- unzureichende betriebliche bzw. organisatorische Brandschutzmaßnahmen.
Es zeigt sich des Weiteren, dass es in landwirtschaftlichen Betrieben die Lagerung von Heu und Stroh sowie die Verwendung von weiteren brennbaren Einstreumaterialien und brennbaren Baustoffen zu einer raschen Brandausbreitung kommt. Räume mit erhöhter Brandgefahr wie Heizungs- und Brennstoffräume, Lager für brennbare Gase und Düngemittel oder Abfallsammelräume sind häufig nicht ausreichend mit Schutzeinrichtungen ausgestattet.
Feuergefährliche Arbeiten mit Schneidbrennern, Schweiß-, Löt-, Schneid- und Schleifgeräten sowie die mögliche Entzündung brennbarer Stoffe wie Bio- und Güllegas stellen ein zusätzliches Brandrisiko dar. Durch die Mechanisierung vieler Prozesse ist immer weniger Personal zur Abwicklung alltäglicher Aufgaben in landwirtschaftlichen Betrieben erforderlich. Eine Gefahrensituation oder ein Entstehungsbrand, insbesondere außerhalb der Betriebszeiten des Hofes, kann dadurch lange unbemerkt bleiben, womit eine frühe Brandbekämpfung verhindert wird. […]
Weiterlesen? Der komplette Beitrag ist als pdf zum kostenlosen Download verfügbar. Der vollständige Artikel aus dem FeuerTrutz Magazin 2.2017 beschäftigt sich zusätzlich mit den Planungs- und Rechtsgrundlagen, den Voraussetzungen für die Brandbekämpfung und enthält ein Fazit.
Quellen / Literatur:
- Kunkelmann, J. Effektiver, effizienter und wirtschaftlicher Brandschutz bei Massentierhaltung. Forschungsbericht Nr. 178 der ständigen Konferenz der Innenminister und -senatoren der Länder, Arbeitskreis V, Ausschuss für Feuerwehrangelegenheiten, Katastrophenschutz und zivile Verteidigung, Karlsruhe, Forschungsstelle für Brandschutztechnik, 2016.
Der vollständige Artikel ist in Ausgabe 2.2017 des FeuerTrutz Magazins (März 2017) erschienen.
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