Die konjunkturelle Lage im vorbeugenden Brandschutz wird von den Befragten aktuell durchaus positiv bewertet und die Geschäfte liefen 2022 weitgehend stabil. Daran hat auch der Krieg in der Ukraine für die meisten Unternehmen nichts geändert. Doch für 2023 ziehen dunkle Wolken auf – die Branche erwartet einen Abschwung in allen Bereichen.
Extrem steigende Material- und Energiekosten, anziehende Zinsen, die höchste Inflation seit Jahrzehnten gepaart mit einem ausgewachsenen Fachkräftemangel sowie Unsicherheiten durch den Krieg in Europa und die abklingende Pandemie – braut sich da für die Baubranche der perfekte Sturm zusammen? Viele aktuelle Daten und Prognosen deuten tatsächlich darauf hin, dass der Bau- und Immobiliensektor stark unter Druck bleiben. Und tatsächlich werden zahlreiche Projekte gestoppt und neue Investitionen nicht getätigt.
Mit einiger Verzögerung schlugen solche großen konjunkturellen Krisen der Baubranche in der Vergangenheit auch auf den Brandschutz durch. Wie die Branche die eigene Lage aktuell und im Ausblick auf 2023 bewertet, haben wir mit dem jährlichen Konjunkturbarometer im Dezember 2022 erfasst.
FeuerTrutz Konjunkturbarometer
Im jährlichen Konjunkturbarometer für den vorbeugenden Brandschutz erfasst FeuerTrutz die Stimmung der Branche. Zudem erlauben die Ergebnisse der Leser-Befragung Einblicke in die augenblickliche wirtschaftliche Lage sowie die Einschätzung künftiger Entwicklungen durch die Teilnehmenden.
2022: ein stabiles Jahr für Brandschützer
Die aktuelle konjunkturelle Lage der Branche wird von den Befragten überwiegend positiv bewertet, ebenso wie die Geschäftsentwicklung in 2022. Mehr als 56 Prozent stuften die aktuelle wirtschaftliche Situation auf einer Skale von 1 (sehr schlecht) bis 10 (ausgezeichnet) mit sieben oder mehr Punkten ein (s. Abb. 2).

Offenbar haben die Folgen des russischen Angriffskrieges in der Ukraine für die Befragten zunächst wenig spürbare Auswirken gehabt (s. Abb. 3). Dieses Bild bestätigt sich auch beim genaueren Blick auf die Geschäftsentwicklung der Befragten in den einzelnen Sparten: Die Geschäfte mit öffentlichen Kunden verbesserte sich im Vergleich zum Vorjahr 2021 deutlich und bei den gewerblichen Kunden gab es nur einen leichten Rückgang.

Stärker fielen die Privatkunden-Geschäfte ab, lagen aber mit einem Punktescore von -10,51 immer noch über dem Allzeittief von 2020. Grund hierfür sind offenbar die finanziellen Belastungen und die starke Verunsicherung der Haushalte durch steigende Preise, Inflation und Zinsen. In der Gesamtbewertung liegt die Geschäftsentwicklung 2022 ganz leicht über Vorjahr (s. Abb. 4).

2023: in Erwartung der Krise
Deutlich sorgenvoller blicken die Befragten auf das neue Jahr 2023. Nur für gewerbliche Kunden rechnen sie mit einer zumindest leichten Verbesserung der Lage, während Geschäfte mit öffentlichen und privaten Auftraggebern klar in den negativen Bereich rutschen (s. Abb. 4 "2023F"). Auch der vorbeugende Brandschutz stellt sich also auf schwierige Zeiten ein und rechnet ganz deutlich mit einem Durchschlagen der sichtbaren Krisenfolgen für die Baubranche.
Ein Hoffnungsschimmer: Traditionell ist in unserem Branchenbarometer die Bilanz eines Jahres deutlich besser, als es der Ausblick 12 Monate zuvor erwarten ließ.
Herausforderungen der Branche
Nicht nur die genannten aktuellen Krisenzutaten machen den Brandschützern in Deutschland Sorgen. Zu schaffen machen ihnen auch andere Herausforderungen und Entwicklungen, die die Arbeit erschweren oder Unsicherheiten mit sich bringen (s. Abb. 5).

Bei der Frage nach den größten Herausforderungen für die nächsten zwei Jahre rangiert der Fachkräftemangel schon seit Jahren unangefochten auf Platz 1. Und auch für 2023 und 2024 sehen die Befragten darin das mit Abstand größte Problem der Branche – sowohl bei Planung, Genehmigung und Prüfung, als auch bei den ausführenden Firmen.
Den zweiten Rang teilen sich vier Punkte, die fast gleichauf liegen und von etwas weniger als der Hälfte der Befragten benannt wurden:
- Die große Komplexität durch Gesetze und Verordnungen,
- Der große Preisdruck in Planung und Ausführung,
- Terminverzögerungen durch Lieferengpässe und
- Der Abschwung der Baukonjunktur durch Inflation, Preissteigerungen und Anstieg der Zinsen.
Die unmittelbaren Auswirkungen des Krieges in der Ukraine auf die Bauwirtschaft sehen gut ein Drittel der Teilnehmenden als eine große Herausforderung, Digitalisierung und der Umstieg auf Building Information Modeling (BIM) bewerten nur wenige Brandschützer als große Aufgabe.
Fazit
Während die Geschäfte im vorbeugenden Brandschutz bislang insgesamt gut laufen, erwartet die traditionell vorsichtige Branche für 2023 einen deutlichen Abschwung. Nur bei gewerblichen Kunden besteht aktuell Hoffnung auf ein – wenn auch geringes – Wachstum im Jahr 2023.