Am Heiligabend 2024 kam es am Nachmittag zu einem Großbrand im ältesten Pflegeheim Münchens. Trotz einer dynamischen Brandentwicklung konnte der Brand auf den betroffenen Brandabschnitt, den Mittelbau, begrenzt werden.
Das Objekt umfasst drei zusammenhängende Gebäudeteile: den Westbau, den Mittelbau mit der zugehörigen Kirche (Kirchturmhöhe ca. 40 Meter) sowie den Ostbau. Das 1903 eingeweihte Ensemble ist ähnlich einem „L“ gestaltet und weist vier Obergeschosse mit insgesamt 105 Wohneinheiten auf.
Die Ursache für das Feuer war eine Mikrowelle in der Teeküche im 3. Obergeschoss. Gemäß AAO wurden initial zwei Löschzüge und der Einsatzführungsdienst alarmiert (B4), rettungsdienstlich wurde ein RD 4 aufgerufen.
Die Erkundung des ersteintreffenden Löschzugs ergab eine Rauchentwicklung am Fenster auf der Südseite des betroffenen Zimmers und Flammen auf der Nordseite in diesem Bereich. Den Einsatzkräften kamen am Anfang schon flüchtende Senioren entgegen, der Rauch hatte sich im Flur des 3. OG bereits bis auf den Boden ausgebreitet. Gemäß Bayerischer Bauordnung (BayBO) sind sind Türen von den Bewohnerzimmern in den notwendigen Flur dicht schließend auszuführen. Eine selbstschließende Funktion ist nach Art. 34 BayBo nicht verlangt. Ob die Verrauchung des Flurs die Folge einer offenstehenden Tür war, lässt sich wegen der Dynamik der Einsatzlage nicht mehr nachvollziehen, liegt jedoch nahe.
Die beiden Löschzüge setzen insgesamt vier Stoßtrupps zur Menschenrettung ein. Ein solcher Trupp besteht jeweils aus vier Einsatzkräften und einem Gruppenführer. Somit waren 20 Personen damit beschäftigt, die Fremdrettung der betroffenen Bewohner durchzuführen. Ein Teil der älteren Menschen wurde nach Möglichkeit in nicht betroffene Gebäudeteile verlegt (horizontale Verschiebung). Die übrigen brachten die Feuerwehrleute ins Erdgeschoss, wo sie vom Rettungsdienst übernommen wurden. Extrem in diesem Zusammenhang war eine Person mit einem Körpergewicht von ca. 200 kg. Eine Rettung über die Treppe wäre nicht möglich gewesen, und da auch kein Feuerwehraufzug vorhanden war, konnte nur eine Rettung im selben Geschoss durchgeführt werden.

Die Bilanz der Rettung war bemerkenswert. Von der Feuerwehr wurden insgesamt 35 Personen aus dem Gebäude gerettet und weitere 30 Senioren innerhalb des Geschosses in den Ostbau verlegt. Für die Betreuung der betroffenen Personen stand die Eingangshalle eines Nachbargebäudes zur Verfügung. Dort wurden 60 Senioren vom Rettungsdienst versorgt. 16 Betroffene (Bewohner und Pflegekräfte) wurden mit Verdacht auf Rauchgasintox ins Krankenhaus gebracht.
Aufgrund eines baulichen Mangels breitete sich das Feuer während der Evakuierung des Gebäudes auch in den Dachstuhl aus, und es kam im Bereich des Kirchturms zu einer Durchzündung. Daraufhin wurden zwei weitere Löschzüge (B6) und die Hubrettungsbühne (HRB – Steighöhe 52m) nachgefordert. Somit wurden beide Brandwände mit jeweils zwei Löschzügen gesichert.

In der Brandwand zwischen dem Mittel- und dem Ostbau waren Brandschutztüren verbaut. Diese waren über einen sehr langen Zeitraum einer starken Hitze ausgesetzt und hielten der enormen Belastung stand. An beiden Brandwänden konnte das Feuer gehalten werden. Dafür war auch die bauordnungsgemäße Ausführung der Wände ursächlich.
Die Bekämpfung des Kirchturmbrandes war sehr schwierig, da dieser Bereich nicht zugänglich war und nur von außen gelöscht werden konnte. Dies erfolgte hauptsächlich über die HRB. In diesem Zusammenhang erwies sich die Holzkonstruktion des Dachstuhls, auf dem der Kirchturm auf drei Seiten auflag, als sehr günstig. Auf der Südseite lag er auf der Brandwand zum Ostbau. Infolge des Brandes neigte sich der Turm leicht nach Norden, blieb aber bis zum Schluss stehen. Trotz des Abbrands war die Statik des Dachstuhls noch so intakt, dass das Gewicht getragen werden konnte. Bei einer Stahlkonstruktion wäre es mit Sicherheit zum Umfallen des Kirchturms gekommen. Zur Beurteilung der Lage wurden zwei Statiker vom THW und ein Statiker von der Unteren Bauaufsichtsbehörde hinzugezogen.
Der Einsatz wurde am 1. Weihnachtsfeiertag gegen Mittag beendet. Ab den frühen Abendstunden des 24. Dezember war das Feuer so weit unter Kontrolle, dass nur noch immer wieder aufflammende Glutnester abgelöscht werden mussten. Zur Lagebeurteilung wurde auch eine Drohne eingesetzt, mit der sehr genau der Löscherfolg kontrolliert werden konnte.
Fazit
Auch wenn zu Beginn eine äußerst dynamische Brandentwicklung zu verzeichnen war, konnte der Brand auf den betroffenen Brandabschnitt, den Mittelbau, begrenzt werden. Dies war der großen Einsatzbereitschaft aller beteiligten Einsatzkräfte sowie der klaren Struktur und Gliederung der Einsatzstelle zu verdanken. Die Personenrettung war ebenfalls hochdynamisch und dank der klaren Absprachen zwischen Feuerwehr und Rettungsdienst sehr effektiv.
Es war ein in allen Belangen besonderer und nicht alltäglicher Einsatz, der von den Einsatzkräften in der Landeshauptstadt München bewältigt werden musste. An dem Einsatz waren über die gesamte Zeit alle 16 HLF der Berufsfeuerwehr und 21 von 22 Abteilungen der Freiwilligen Feuerwehr beteiligt. Die Einsatzkräfte wurden regelmäßig durchrotiert. Dabei wurden insgesamt 140 Pressluftatmer verbraucht.
Bei diesem Einsatz war aber auch das Ineinandergreifen von vorbeugendem, organisatorischem und abwehrendem Brandschutz gut zu erkennen. So war es auch dem anwesenden Pflegepersonal zu verdanken, dass dank seines Einsatzes niemand ernsthaft zu Schaden kam.
Eingereicht von:
Dipl.-Ing (FH) Martin Bachmair
Branddirektor
Landeshauptstadt München
Kreisverwaltungsreferat Branddirektion
Einsatzbetrieb – Direktionsleiter SÜD
Der Beitrag ist in Ausgabe 4.2025 des FeuerTrutz Magazins (August 2025) erschienen.
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