Der Beitrag stellt die Weiterentwicklung einer zentralen Datenbank zur statistischen Auswertung des Brandgeschehens in Deutschland vor.
Die Vereinigung zur Förderung des Deutschen Brandschutzes e. V. (vfdb) hat sich mit dem Arbeitskreis Statistik als zentrale Anlaufstelle für eine Deutsche Brandstatistik aufgestellt. Was vor über einem Jahrzehnt mit der vfdb-Brandschadenstatistik begann, hat sich inzwischen zu einer regelmäßigen und umfassenden Sammlung verschiedener statistischer Daten zum Brandgeschehen in Deutschland entwickelt.
„Wir bündeln existierende Statistiken über Brände und erheben mit der vfdb-Brandschadenstatistik eine einheitliche, feuerwehrübergreifende Statistik über Gebäudebrandeinsätze“, erläutert Dr. Sebastian Festag, Leiter des Arbeitskreises Statistik. Weiter führt er aus: „Das Ziel ist, allen am Brandschutz Beteiligten fundierte Fakten zur Verfügung zu stellen. Fakten bilden neben Erfahrungswissen eine wichtige Grundlage für Entscheidungen im Brandschutz und können somit Vermutungen ersetzen.“
Die Deutsche Brandstatistik vereint dazu Daten verschiedener Institutionen: Dazu gehören die Brandursachenstatistik des Instituts für Schadenverhütung (IfS), die Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS), die Brandsterbefälle aus der Gesundheitsberichterstattung des Bundes (DESTATIS), versicherte Sachschäden vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) sowie Daten der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) zum Feuerwehrbetrieb. Diese Statistiken werden ergänzt durch die von der vfdb erhobene vfdb-Brandschadenstatistik, die wichtige Detaildaten zu Gebäudebrandeinsätzen liefert (s. Abbildung 2).

Die Auswertungen der vfdb-Brandschadenstatistik mit bereits mehr als 5.000 erfassten Gebäudebrandeinsätzen (aus den Jahren 2013 bis 2017) zeigen beispielsweise, dass Küchen mit 27 % aller Gebäudebrände ein deutlicher Schwerpunkt in Bezug auf den Ort der Brandentstehung sind. Bei Wohngebäuden machen sie sogar knapp die Hälfte aller Gebäudebrände aus.
Außerdem ereignen sich 83 % der Gebäudebrände in einem Bereich bis zum zweiten OG. Das entspricht dem „kritischen Wohnungsbrand“ nach den AGBF-Schutzzielkriterien und gibt Aufschluss über die Wahrscheinlichkeit eines Einsatzes in diesen Brandgeschossen. Brände in höheren Geschossen ereignen sich zwar seltener, sind dann aber meist mit größeren Schäden verbunden. Dabei ist zu beachten, dass alle Gebäude z. B. über ein EG verfügen, während dies für höhere Geschosse nicht zwangsläufig gilt.
Ein weiterer Risikoschwerpunkt ist der Zeitraum zwischen 23 Uhr und 4 Uhr: Obwohl nachts weniger Brände auftreten, ist das Schadenausmaß von Bränden in diesem Zeitraum deutlich größer. Aktuelle Auswertungen haben zudem besondere Herausforderungen im Holzbau identifiziert [1]. So zeigen die Daten im Vergleich zu konventioneller Bauweise beim Eintreffen der Einsatzkräfte eine fortgeschrittenere Brandausbreitung und einen größeren Löschwasserbedarf im Brandfall.
Der Erfassungsbogen zur Beteiligung an der vfdb-Brandschadenstatistik wurde modernisiert und berücksichtigt nun auch neue Brandrisiken, zum Beispiel durch Elektromobilität und Energiespeicherung. Zudem wurde eine webbasierte Erfassung implementiert – der direkte Zugang ist über den QR-Code in Abbildung 3 möglich. Diese Erfassungsweise ist auf allen Endgeräten (Smartphone, Tablet oder PC) nutzbar.
Die vfdb ruft im Schulterschluss mit den Feuerwehrverbänden (AGBF, DFV, WFVD) alle Feuerwehren dazu auf, sich an der Datenerfassung in der jetzt gestarteten Projektphase zu beteiligen. Auf diesem Weg wird der bestehende Datensatz erweitert, um den Brandschutz faktenbasiert weiterzuentwickeln. Dafür sind differenzierte und belastbare Daten notwendig. Mit durchschnittlich zwei Minuten Zeitaufwand pro Gebäudebrandeinsatz kann jede Feuerwehr einen wertvollen Beitrag zu einem faktenbasierten Brandschutz in Deutschland leisten. „Je mehr Feuerwehren sich beteiligen, desto aussagekräftiger werden unsere Ergebnisse. Jeder ausgefüllte Erfassungsbogen zählt!", betont Jonas Esser, wissenschaftlicher Mitarbeiter und stellvertretender Leiter des vfdb-Arbeitskreises Statistik. Eine Steigerung der Zahl der erfassten Fälle kann in Verbindung mit den weiteren Statistiken weitere Erkenntnisse sowohl für den abwehrenden als auch für den vorbeugenden Brandschutz liefern.
Weitere Infos zum Projekt
Weitere Informationen zur vfdb-Brandschadenstatistik und erste Auswertungen gibt es hier.
Der Erfassungsbogen zur Beteiligung an dem Projekt kann von interessierten Feuerwehren heruntergeladen und manuell oder elektronisch ausgefüllt werden.
Hier gibt es weitere Informationen zum Fragebogen
[1] Festag, S., Esser, J., Maiworm, B., Hofmann-Böllinghaus, A. (2025). Herausforderungen des modernen Holzbaus: Erste statistische Erkenntnisse aus realen Gebäudebränden in Holzbauweise. Bautechnik, 102 (6), 319 – 326. https://doi.org/10.1002/bate.202400078