Blick auf einen Feuerwehraufzug
Abb. 1: Regelmäßige Prüfungen von Feuerwehraufzügen gewährleisten im Ernstfall eine zuverlässige und schnelle Evakuierung sowie den effektiven Einsatz der Feuerwehrkräfte. (Quelle: Daniel 1992 / Wikimedia Commons)

Planung | Ausführung 2024-10-28T12:54:39.388Z Pflicht zur Prüfung von Feuerwehraufzügen

Feuerwehraufzüge und Feuerwehrersatzaufzüge kommen immer dann zum Einsatz, wenn in Gebäuden Brandbekämpfung und Evakuierung erfolgen müssen. Dafür verfügen sie über eine besondere Ausstattung und Steuerung – allerdings muss für diese gewährleistet sein, dass sie im Notfall zuverlässig funktionieren. 

Die Technischen Regeln für Betriebssicherheit, veröffentlicht im Juli 2022, konkretisieren die Anforderungen an die notwendigen Prüfungen von Feuerwehraufzügen. Was dabei zwingend beachtet werden muss: Diese Prüfungen sind Inhalt der wiederkehrenden Hauptprüfung und müssen von einer zugelassenen Überwachungsstelle (ZÜS) ausgeführt werden.

„Den Aufzug im Brandfall nicht benutzen“ – nicht für alle Aufzüge gilt dies. Denn in großen Gebäudekomplexen oder Hochhäusern sind Feuerwehraufzüge für den Einsatz von Feuerwehr- und Rettungskräften im Not- und Brandfall konzipiert: Die Feuerwehr nutzt sie zur Beförderung von Einsatzkräften und Material sowie zur Rettung von Personen in mehrstöckigen Gebäuden. Aus diesem Grund müssen Feuerwehraufzüge und Feuerwehrersatzaufzüge anders als Personen- und Lastenaufzüge besonderen brandschutztechnischen, elektrischen und lüftungstechnischen Anforderungen genügen.

Feuerwehraufzüge müssen besondere Ausstattung haben

Blick auf Aufzüge
Abb. 2: Anders als Personen- und Lastenaufzüge müssen Feuerwehraufzüge und Feuerwehrersatzaufzüge besonderen brandschutztechnischen, elektrischen und lüftungstechnischen Anforderungen genügen. (Quelle: Suppadeth wongyee auf Pixabay)

Das Baurecht definiert, wann ein Feuerwehraufzug erforderlich ist. Konkrete Anforderungen gehen beispielsweise aus der DIN EN 81-72 „Sicherheitsregeln für die Konstruktion und den Einbau von Aufzügen – Besondere Anwendungen für Personen- und Lastenaufzüge – Teil 72“ hervor. Hinzu kommen Sonderbauverordnungen der Länder und, meist als Teil der Baugenehmigung, das individuelle Brandschutzkonzept. Die zuständige Feuerwehr als Brandschutzdienststelle kann in Städten eigene Standards und Anforderungen haben, die ebenfalls integriert werden müssen.

Die Ausstattung sieht Folgendes vor: Feuerwehraufzüge müssen u. a. besonders als solche gekennzeichnet sein, ein Sichtfenster in den Türen besitzen und in jeder Etage eines Gebäudes halten können. Ein Feuerwehraufzug benötigt stets einen eigenen Fahrschacht, eine Bedieneinrichtung für den Notbetrieb und eine Deckenluke, um den Fahrkorb verlassen zu können. Die Türen müssen manuell auf- und zufahren können. Für die Größe des Aufzugs und seines Vorraums gelten ebenfalls feste Definitionen.

Feuerwehraufzüge besitzen zudem eine Feuerwehrsteuerung: Mit einem Feuerwehrschlüssel kann der Aufzug dann auf den Feuerwehrbetrieb umgeschaltet werden.

Jedoch ist ein Feuerwehraufzug kein autarkes, für sich alleinstehendes System – haustechnische Einrichtungen und Gewerke spielen mit ihm notwendigerweise zusammen: Meist steuert die Brandmeldeanlage die Gewerke des Gebäudes und die Haustechnik an. Dazu gehören z. B. die Druckbelüftungsanlage zur Rauchfreihaltung des Fahrschachts und der Vorräume des Feuerwehraufzuges, die Entrauchung von Treppenhäusern, die Notstromversorgung für den Feuerwehraufzug oder das Löschwassermanagement (Löschwasserpumpe) zur Ableitung des Löschwassers. Die Brandmeldeanlage löst manuell oder automatisch etwa durch Brandmelder aus und verständigt die Feuerwehr.

Die Feuerwehr kann anschließend den vorgesehenen Feuerwehr- beziehungsweise Feuerwehrersatzaufzug zur Brandbekämpfung und Evakuierung per Feuerwehrschlüssel benutzen.

Spezialprüfungen von Feuerwehraufzügen

Welche Relevanz im Zusammenhang mit Aufzügen der Haustechnik zukommt, macht ein Blick in die Vergangenheit deutlich. 1996 kam es zu einem Brand des Flughafens Düsseldorf: Dabei  stand zwar das Areal nicht in Flammen, aber es kam zu Verpuffungen und zu Verrauchungen. Da in den Parkhäusern die Aufzüge noch funktionierten, fuhren Menschen von dort in die verrauchten Bereiche, waren dort zwangsläufig gefangen und kamen infolge dessen bedauerlicherweise ums Leben. Heute würde eine Brandmeldeanlage und damit die Verknüpfung von Aufzug und Haustechnik im Brandfall alle Personenaufzüge zur Sicherheit automatisch ins Erdgeschoss fahren und dort stillsetzen. 

Seit 2003 regelt die Betriebssicherheitsverordnung die Betriebssicherheit und -überwachung aller Aufzüge: Die regelmäßige Prüfung der aufzugsexternen Sicherheitseinrichtungen wurde mit ihrer Novellierung 2015 eingeführt, um den sicheren Betrieb bis zur nächsten Prüfung zu gewährleisten. Im Juli 2022 erfolgte die Erweiterung des Prüfumfangs, und mit der Veröffentlichung der Technischen Regeln für Betriebssicherheit (TRBS) 1201 Teil 1 Anhang 3 wurden die Prüfinhalte konkretisiert. Diese Funktionsprüfung des Feuerwehraufzugs ist wie die Prüfung der elektrischen Sicherheit seitdem Inhalt der wiederkehrenden Hauptprüfung des Aufzugs. Zudem entspricht die Prüfung der elektrischen Sicherheit auch den Erfordernissen der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV), Vorschrift 3. Mit den Anforderungen an die Prüfung von Feuerwehraufzügen kann die Prüfung deutlich aufwendiger sein, da die Feuerwehrfunktionen teilweise nur am Wochenende, in den Randzeiten oder nachts im Zusammenspiel mit den anderen Gewerken getestet werden können. 

Prüfinhalte für Aufzug und aufzugsexterne Sicherheitseinrichtungen

Bei der Prüfung des Feuerwehraufzugs wird sichergestellt, dass der Feuerwehrbetrieb des Aufzugs und seine Kommunikationssysteme reibungslos und zuverlässig funktionieren. Die Fahrkorbbewegungen und -funktionen sollten ebenso gegeben sein wie Innenrufe und Türsteuerung. Der Netzbetrieb muss auf die Ersatzstromversorgung bei der Feuerwehrfahrt umgestellt werden können, und die Beleuchtungen der Zugänge zum Triebwerksraum, der Schachtzugänge und -vorräume des Schachts, der Triebwerksräume und des Fahrkorbs unter Ersatzstromversorgung müssen funktionieren. Auch die Löschwasserpumpe muss betriebsbereit sein.

Darüber hinaus werden Feuerwehrfunktionen nach dem Brandschutzkonzept überprüft: Dazu gehört u. a. die gegenseitige Verriegelung der Schlüsselschalter im Fahrkorbtableau und an der Feuerwehrzugangsstelle oder die Funktionsfähigkeit von Türsteuerung und Sicherheitseinrichtung an der maschinell betriebenen Fahrkorbtür: Wenn die Funktionsfähigkeit im Feuerwehrbetrieb von Wärme und Rauch beeinträchtigt werden kann, dürfen die Sicherheitseinrichtungen ein Schließen der Tür nicht verhindern.

Um das Zusammenspiel des Feuerwehraufzugs mit den haustechnischen Einrichtungen wie der Brandmeldeanlage sicherzustellen, werden auch jene aufzugsexternen Sicherheitseinrichtungen geprüft, die für die sichere Verwendung der Aufzugsanlage erforderlich sind – etwa Überdrucklüftungsanlage oder Notstromversorgung. Der Funktionsprüfung vor Ort geht eine Ordnungsprüfung mit der Kontrolle der notwendigen Dokumente voraus. Dafür werden verschiedene Prüfberichte gesichtet, etwa von Brandmeldeanlage, Brandfallsteuerung, Druckbelüftungsanlage oder Ersatzstromversorgung. In manchen Bundesländern ist zudem eine Wirk-Prinzip-Prüfung erforderlich, die das funktionierende Zusammenspiel der verschiedenen baurechtlichen Gewerke bestätigt. Unterlagen zum Löschwassermanagement werden ebenso gesichtet wie baurechtliche Prüfberichte von bauaufsichtlich anerkannten Sachverständigen, die haustechnische Gewerke geprüft haben.

Die Notwendigkeit eines zertifizierten Prüfbetriebs

Prüfungen von Feuerwehraufzügen dürfen nur von einer offiziell zugelassenen Überwachungsstelle (ZÜS) für Aufzüge durchgeführt werden. Die Funktionsprüfung Feuerwehraufzug ist Bestandteil der wiederkehrenden Aufzugshauptprüfung, bei der beispielsweise TÜV Hessen als zugelassene Überwachungsstelle im Geschäftsfeld Fördertechnik auf die Ergebnisse des Geschäftsfelds der Elektro- und Gebäudetechnik zurückgreifen kann. Notwendige Dokumente können dabei im Haus eingeholt werden. 

Bei der Durchführung der Prüfung sind orts- und anlagenkundiges Fachpersonal sowie Personal der entsprechenden Fachfirmen anwesend. Es wird empfohlen, die zuständige Feuerwehr zur Prüfung vor Ort einzuladen, mindestens muss der entsprechende Feuerwehrschlüssel zur Prüfung der Feuerwehrfunktionen vorliegen.

Die regelmäßige Prüfung stellt sicher, dass Feuerwehraufzüge und alle aufzugsexternen Sicherheitseinrichtungen im Gefahrenfall einwandfrei funktionieren. Dabei treten jedoch häufig und immer wieder gravierende Mängel zutage: Zwar wurden die Aufzüge jahrzehntelang geprüft – aber eben nicht nach den neuen Anforderungen an die Prüfungen von Feuerwehraufzügen, den Inhalten des Anhangs 3. So wurde beispielsweise bereits festgestellt, dass der Schlüssel der Feuerwehr nicht zur eingebauten Schließung passt, dass der Notstromdiesel nicht vorhanden ist oder nicht funktioniert beziehungsweise überlastet ist und der Feuerwehraufzug nicht auf Notstromversorgung umgeschaltet werden könnte. Eben, weil die Prüfungen immer wieder solche gravierenden Mängel feststellen können, treffen sie auf eine große Akzeptanz. Gerade in älteren Gebäuden oder z. B. in Pflegeheimen gibt es zudem Aufzüge, die keine reinen Feuerwehraufzüge sind, aber eine Feuerwehrfahrt mit den entsprechenden Funktionen haben. Auch diese unterliegen der Prüfpflicht für Feuerwehraufzüge. Sie fallen unter die Aufzüge, die der Feuerwehr zur Brandbekämpfung und Evakuierung zur Verfügung gestellt werden. Dabei handelt es sich auch um Aufzüge, die lediglich mit einer Sonderfahrt für die Feuerwehr ausgestattet sind, erkennbar am Tableau im Fahrkorb, etwa Feuerwehrfahrt oder Sonderfahrt für die Evakuierung.

Fazit

Feuerwehraufzüge gewährleisten im Brandfall, dass die Einsatzkräfte sich in mehrstöckigen Gebäuden bewegen, Flammen löschen und Menschen evakuieren können. Sie werden regelmäßigen Prüfungen unterzogen, um ihre Funktionsfähigkeit sicherzustellen.

Mehr Informationen dazu unter: www.tuev-hessen.de

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zuletzt editiert am 28. Oktober 2024