Entrauchungsbereiche auf einem Feuerwehr-Anzeigetableau
Auf dem Feuerwehr-Anzeigetableau werden Informationen zu Entrauchungsbereichen angezeigt. (Quelle: Thomas Geiger)

Planung | Ausführung 2023-10-19T09:33:45.908Z Rauchentstehung und Entrauchung

Begriffserklärungen sowie Ziele und Maßnahmen der Entrauchung im Brandfall

Bei einem Brand entstehen je nach brennenden Stoffen verschiedene Brandgase. Kommen feste oder flüssige Teilchen dazu, spricht man von Rauch. Im Brandschutz gibt es verschiedene Möglichkeiten, die der Entrauchung dienen.

Bei einem Brand entstehen verschiedene Verbrennungsprodukte, die abhängig von den ver­schiedenen Brandstoffen und auftretenden Temperaturen sind.

Allgemein beschrieben handelt es sich bei Brandgasen um ein gasförmiges Gemisch aus bei Bränden entstehenden:

  • Oxiden (Kohlendioxid bei vollkommener Verbrennung, Kohlenmonoxid bei unvollkommener Verbrennung),
  • inerten Anteilen (nicht brennbare Gase) und
  • Pyrolyseprodukten (Schwelprodukten).

Rauch und Qualm: Was ist der Unterschied?

schematische Darstellung Plume über einem Brandherd
Plume über einem Brandherd (Quelle: Battran)

Werden bei einer Verbrennung mit Verbrennungsgasen feste oder flüssige Teilchen (z. B. Ruß, Holzkohle, Asche, Wasserdampf) mitgerissen, entsteht Rauch. Bei sehr dich­tem Rauch, der auch in Nebelform auftretende Pyrolyse- und Destillationsprodukte enthalten kann, spricht man von Qualm.

Die meisten Materialien erzeugen bei ihrer Verbrennung Rauch oder Qualm in einer Menge, die ein Vielfaches des ursprünglichen Volumens beträgt (s. Tabelle). Diese Volu­menvergrößerung kann im baulichen Brandschutz relevant sein und muss deshalb berücksichtigt werden.

Beispiele:

  • Rauchverschleppung über (ausgeschaltete) Lüftungsanla­gen
  • Aufdrücken dichter Türen ohne Schlossfallen durch Vo­lumenvergrößerung
  • Rauchverteilung durch Fugen in andere Abschnitte

Verbrennungsgase und Rauch enthalten für Mensch und Tier gefährliche Atemgifte. Die Gefährlichkeit hängt von der Konzentration und der Einwirkungsdauer ab.

Tabelle: Rauchmenge bei verschiedenen Materialien

(nach Prof. Rashbach, Universität Edinburgh, VB Heft 1/86)

10 kg Material Rauch ca. (m 3 )

Linoleum

2.500

Spanplatte

7.000

Polypropylen

7.000

Zellulose-Papier

10.000

Weichschaum (PE)

22.000

Schaumgummi

25.000

Heizöl

25.000

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Ziele der Entrauchung

Rauchabzugsgeräte und -anlagen sind im Bauordnungsrecht nur als „Maßnahmen zur Unterstützung wirksamer Löscharbeiten“ definiert (siehe Grundsatzpapier „Rettung von Personen und wirksame Löscharbeiten – bauordnungsrechtliche Schutzziele mit Blick auf die Entrauchung“).

Bauaufsichtlich geforderte Entrauchungssysteme umfassen ausdrücklich nicht das Schutzziel des Personenschutzes. Ausnahmen davon bilden einige Sonderbauten.

zwei Feuerwehrleute stehen vor einem verrauchten Bereich
Maßnahmen zur Entrauchung ermöglichen der Feuerwehr wirksame Löscharbeiten. (Quelle: RM Rudolf Müller Medien GmbH & Co. KG)

Das Ziel einer Entrauchung besteht darin, in der ersten Phase eines Brandes nach dem Prinzip des thermischen Auftriebs Rauch durch Öffnungen im Dach oder im oberen Bereich des Raums ins Freie abzuführen. Dies wird durch Zuluftöffnungen im unteren Bereich unterstützt. Ein weiterer Ansatz zur Rauchfreihaltung sind Entrau­chungsanlagen, bei denen der Rauch nicht abgeführt, sondern verdrängt wird. Dabei wird Überdruck oder Luft­bewegung erzeugt, der bzw. die zu gezielten Strömungsver­hältnissen führt, die den Rauch verdrängen oder abführen. Diese Anlagen kommen in erster Linie zur Rauchfreihaltung von Rettungswegen zur Anwendung (z. B. in Sicherheitstreppenräumen).

Maßnahmen zur Entrauchung: Begriffserklärungen

In den bauordnungsrechtlichen Vorgaben ist die Nutzung unterschiedlicher Begriffe zu beachten. So wird z. B. differenziert zwischen der Forderung nach einzelnen Rauchabzugsgeräten und Rauch- und Wärmeabzugsanlagen (RWA). Ein völlig anderes Anforderungsprofil steckt hinter der Forderung nach Öffnungen zur Rauchableitung.

Im Folgenden gibt es eine kurze Erläuterung der einzelnen Begriffe:

Rauch- und Wärmeabzugsanlage (RWA)

Eine RWA ist eine speziell definierte Anlage mit mehreren Bestandteilen (z. B. Rauch- und Wärmeabzugsgeräten (RWG), Auslöse- und Bedienelementen). RWA können auf der Basis des natürlichen Auftriebs oder als maschinelle Anlagen konzipiert werden. RWA wird meist als Überbegriff von NRA und MRA verwendet.

Natürliche Rauchabzugsanlagen (NRA)

NRA transportieren die Brandgasschicht nach dem Prinzip des thermischen Auftriebs während der Brandentstehung unmittelbar ins Freie.

Natürliche Rauch- und Wärmeabzugsgeräte (NRWG)

NRWG sind einzelne Geräte als Bestandteile von NRA.

Maschinelle Rauchabzugsanlage (MRA)

Von MRA werden die Rauchgase über Ventilatoren mit konstanten Fördervolumen abgeleitet.

Öffnungen zur Rauchableitung

Öffnungen zur Rauchableitung sollen wirksame Löscharbeiten unterstützen. In der Regel dienen sie der Feuerwehr als Überströmöffnung für mobile Drucklüfter – oder ganz banal zum Öffnen und Durchlüften (z. B. an der obersten Stelle von Treppenräumen). Bei Öffnungen zur Rauchableitung handelt es sich ausdrücklich um keine Anlagen, insbesondere auch um keine Rauch- und Wärmeabzugsanlagen. Sie müssen weder zertifiziert sein noch irgendwelchen Produktnormen entsprechen.

Druckbelüftungsanlagen

Mithilfe von Druckbelüftungsanlagen wird ein Überdruck in innenliegenden Sicherheitstreppenräumen und deren Vorräumen sowie in Feuerwehraufzugsschächten und deren Vorräumen erzeugt. Durch einen so erzeugten Luftstrom aus dem geschützten Bereich heraus wird ein Eindringen von Rauchgasen verhindert. Zur Druckbelüftungsanlage gehören auch Einrichtungen, die eine Abführung des Luftstroms (durch das Gebäude ins Freie) ermöglichen.

Rauch-Spülanlage (RSA)

RSA sind eine Kombination von Ventilatoren und NRA. Im Gegensatz zu Druckbelüftungsan­lagen werden keine Luftströme gegen den Brandrauch angestrebt. Das Prinzip von RSA besteht vielmehr darin, eine Luftströmung im Treppenraum zur RWA zu schaffen, die eindringenden Rauch verdünnt und ins Freie mitführt.

Wärmeabzug (WA)

Das Schutzziel eines WA besteht darin, das Tragwerk eines Gebäudes thermisch zu entlasten und somit einem Einsturz entgegenzuwirken. Der Einsatz von WA kann sich besonders bei Tragkonstruktionen ohne Feuerwiderstand (z. B. ungeschützten Stahlkonstruktionen) positiv auswirken, da damit das Erreichen der kritischen Temperatur hinausgezögert wird. WA können z. B. definiert ausschmelzbare Dachflächen sein.

Der Artikel ist im FeuerTrutz Dossier "Entrauchung im Brandfall" (Oktober 2023) erschienen. Das komplette Dossier ist kostenlos als Download erhältlich.

zuletzt editiert am 02. Juni 2025