Lithium-Ionen-Akkus sind inzwischen fester Bestandteil der modernen Arbeitswelt: Sie stecken in Smartphones, Laptops, Elektrowerkzeugen oder Elektrofahrzeugen. Ihre hohe Energiedichte und ihre Lebensdauer machen sie zur bevorzugten Energiequelle. Gleichzeitig bergen sie Risiken: Unsachgemäßer Umgang kann Brände, Explosionen oder Umweltgefahren auslösen.
Die Forschung hat die Kapazität der Akkus stetig gesteigert. Je mehr Energie ein Akku speichert, desto größer ist die Gefahr, dass es zu einem Brand kommt – und desto schwerwiegender sind die Folgen. Während frühe Akkumodelle noch verhältnismäßig klein und schwach waren, speichern heutige Geräte eine enorme Energiemenge – genug, um ganze Maschinen über viele Stunden anzutreiben. Damit wächst der Nutzen, aber eben auch das Risiko.
Risiken und Gefahren
Ein scheinbar harmloser Moment reicht: Ein Akku liegt auf dem Schreibtisch, plötzlich knistert es, Rauch steigt auf – und füllt innerhalb weniger Sekunden den Raum. Feuer breitet sich in kürzester Zeit aus. So beginnt ein typischer Akkubrand.
Lithium-Ionen- und Lithium-Eisenphosphat-Akkus können in jedem Lebenszyklus Brände verursachen. Wird das Feuer spät entdeckt, haben Ungeübte kaum eine Chance, es ohne Gefahr für sich selbst zu bekämpfen. Nur mit Schutzausrüstung und gezieltem Training lassen sich solche Brände bekämpfen.
Denn bei einem Akkubrand entstehen neben Rauch auch giftige Stoffe: Wasserstoff, Schwermetalle wie Kobalt, Nickel oder Mangan, außerdem Lithiumhexafluorophosphat, Phosphorsäure oder Graphit. Diese Stoffe gefährden Menschen besonders stark.
Tückisch ist zudem, dass Akkus äußerlich oft unauffällig wirken, bis es zu spät ist. Ein kleiner Riss oder eine Beule genügen, um eine Kettenreaktion in Gang zu setzen. Feuerwehrleute berichten immer wieder, dass einzelne defekte Akkus einen kompletten Lagerraum unbrauchbar gemacht haben.
Wesentliche Gefahren
Mechanische Beschädigung
Stöße, Stürze, Quetschungen oder Durchstiche können interne Kurzschlüsse auslösen. Sichtbare Schäden wie Beulen oder Risse sind erste Warnzeichen. Auch wenn Akkus robust erscheinen, reicht eine mechanische Belastung, um die feine Zellstruktur im Inneren zu zerstören.
Elektrische Überlastung
Überladung oder Tiefentladung destabilisieren die Zellchemie. Werden falsche Ladegeräte eingesetzt, steigt das Risiko zusätzlich, weil das Batteriemanagementsystem ausfallen kann. Dieses System überwacht Spannung, Temperatur und Ladezustand – und schützt den Akku vor Überlastung. Wenn es versagt, greifen die Sicherheitsmechanismen nicht mehr, und die Gefahr einer unkontrollierten Reaktion nimmt zu.
Thermische Belastung
Temperaturen über 60 °C können einen sogenannten „Thermal Runaway“ auslösen – ein sich selbst verstärkendes thermisches Durchgehen. Vermeiden Sie direkte Sonneneinstrahlung und die Lagerung in Fahrzeugen, die sich stark aufheizen. Besonders kritisch ist die Kombination aus hohen Außentemperaturen und engem Stauraum, wie sie in Sommermonaten in Lieferwagen oder Werkstattcontainern entstehen kann.
Tabelle: Kategorien von Lithium-Akkus
| Leistung | Lithium-Metall-Batterie(Angaben je Batterie) | Lithium-Ionen-Batterie(Angaben je Batterie) |
|---|---|---|
| gering |
≤ 2g Li |
≤ 100 Wh |
| mittel |
> 2g Li und≤ 12 kg brutto |
> 100 Wh und≤ 12 kg brutto |
| hoch |
> 2g Li und>12 kg brutto |
> 100 Wh und/oder > 12 kg brutto |
Quelle: VdS 3103:2019-06 (03)
Beurteilung der Risiken
Allgemeingültige Schutzmaßnahmen für die Lagerung von Lithium-Ionen-Akkus gibt es nicht. Die passenden Vorkehrungen – technisch, organisatorisch oder baulich – richten sich immer nach dem Einzelfall. Orientierung bieten die VdS-Richtlinie 3103:2019-06 sowie das Merkblatt FBFHB-018 der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung.
Die VdS 3103 unterscheidet Akkus zunächst nach ihrer Energiemenge und ihrem Gewicht. Daraus ergeben sich drei Kategorien – gering, mittel und hoch. Diese Einstufung bildet die Grundlage, um anschließend die passenden Schutzmaßnahmen für Lagerung, Handhabung und Brandschutz festzulegen (Tabelle 1). Tabelle 1 verdeutlicht: Je höher die Energiespeicherkapazität, desto umfangreicher fallen in der Praxis die erforderlichen Maßnahmen aus.

Erfahrungen aus der Praxis: Sichere Lagerung
In Betrieben taucht häufig die Frage auf, wie Akkus länger als 24 Stunden sicher gelagert werden können. Besonders bei Modellen mit mittlerer oder hoher Leistung ist das eine Herausforderung. Ein Beispiel: Das Lagern solcher Akkus in Laboren erhöht das Risiko, dass sich ein Brand schnell ausbreitet.
Eine Lösung bietet das Raum-in-Raum-Prinzip. Dabei lagern die Akkus in Sicherheitsschränken nach DIN 14470-1, die mindestens feuerhemmend sind. Diese Schränke sind geprüft – sowohl von außen nach innen als auch umgekehrt. Optional verfügen sie über eine Druckentlastungsöffnung und eine automatische Aerosol-Löschanlage, die den Thermal Runaway mehrerer Akkus verhindern kann.
Für die Feuerwehr bedeutet dies mehr Zeit, um den Schrank ins Freie zu bringen oder den Löschangriff im Gebäude vorzubereiten. Ist die Brandmeldeanlage auf eine ständig besetzte Stelle aufgeschaltet, alarmiert sie die Feuerwehr zusätzlich schnell – gerade nachts oder am Wochenende, wenn niemand im Gebäude ist.
Das Raum-in-Raum-Prinzip verkürzt außerdem die Wege zwischen Lager und Nutzung und berücksichtigt gleichzeitig sicherheitstechnische Anforderungen. Unternehmen, die solche Lösungen einsetzen, berichten von spürbar höherer Sicherheit und einem besseren Gefühl bei Mitarbeitenden, die täglich mit Akkus arbeiten.
Weitere Schutzmaßnahmen im Überblick
- Kennzeichnung: Lagerräume sollten klar als Akkulager erkennbar sein.
- Abstände: Halten Sie genügend Abstand zu brennbaren Materialien ein.
- Temperaturkontrolle: Eine regelmäßige Überwachung von Raumtemperaturen beugt kritischen Situationen vor.
- Schulungen: Mitarbeitende profitieren von Unterweisungen im sicheren Umgang mit Akkus und im Verhalten im Brandfall.
Diese Maßnahmen sind nicht immer gesetzlich vorgeschrieben, erhöhen aber in der Praxis die Sicherheit deutlich.
Fazit
Viele Menschen unterschätzen noch die Risiken der Akkus. Weil der Gesetzgeber bisher keine konkreten Vorgaben gemacht hat, empfiehlt sich eine schutzzielorientierte Gefährdungsbeurteilung. Dabei spielen Kapazität, Ladezustand und Gewicht der Akkus eine zentrale Rolle.
Wichtig ist, dass die Feuerwehr im Ernstfall schnell Zugang hat und die Akkus ins Freie bringen und kühlen kann. Maßnahmen sollten auch mit Ihrem Sachversicherer abgestimmt werden – so lassen sich zusätzliche Anforderungen frühzeitig berücksichtigen.
Am Ende gilt: Je bewusster Unternehmen mit Akkus umgehen, desto geringer sind die Folgen im Brandfall. Wer Lagerung, Technik und Organisation aufeinander abstimmt, schützt nicht nur Sachwerte, sondern vor allem Menschen.
[1] Arbeitsschutzgesetz, Stand 15.07.2024
[2] Technische Regel für Arbeitsstätten ASR A2.2, Stand Mai 2018
[3] Technische Regel für Arbeitsstätten ASR A2.3, Stand März 2022
[4] Arbeitsstättenverordnung vom 12. August 2004 (BGBl. I S. 2179), zuletzt geändert durch Art. 10 des Gesetzes vom 27. März 2024 (BGBl. 2024 I Nr. 109)
[5] Landesbauordnung NRW 2018, Stand 01.07.2025
[6] DGUV Information 205-003, Stand Dezember 2020
[7] DGUV Information 205-001, Stand Dezember 2020
[8] DGUV Vorschrift 1 „Grundsätze der Prävention“ vom 1. Oktober 2004, DGUV
[9] Arbeitsstättenverordnung, Stand 27.03.2024
[10] FBFHB-018: Hinweise zum betrieblichen Brandschutz bei der Lagerung und Verwendung von Lithium-Ionen-Akkus, DGUV Fachbereich Feuerwehren Hilfeleistungen Brandschutz, Stand 19.06.2020
[11] AGBF Bund: Risikoeinschätzung Lithium-Ionen-Speichermedien 2018-01, Fachausschuss Vorbeugender Brand- und Gefahrenschutz der deutschen Feuerwehren, Ausgabe 23. Mai 2018
[12] Sicherheitshinweise zum Löschen von Lithium-Ionen-Akkus, Stand 22.09.2021, bvfa – Bundesverband Technischer Brandschutz e. V.
[13] DIN 14470-1:2023-09: Feuerwiderstandsfähige Lagerschränke – Teil 1: Sicherheitsschränke für brennbare Flüssigkeiten, DIN Media GmbH
[14] VdS 3103:2019-06 (03): Lithium-Batterien, Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e. V. (GDV)
Der Artikel ist im FeuerTrutz Dossier "Brandschutz bei Lithium-Ionen-Akkus" (Oktober 2025) erschienen. Das komplette Dossier ist kostenlos als Download erhältlich.