In den vergangenen Jahrzehnten waren einerseits höhere Anforderungen des vorbeugenden Brandschutzes, verbunden mit einem stetigen Anstieg der Ausführungskosten, zu verzeichnen. Andererseits gibt es nach offiziellen Angaben des Statistischen Bundesamtes immer noch mehr als 300 Brandtote jährlich in Deutschland. Diese Diskrepanz zwischen Wirtschaftlichkeit und Nutzen der angeordneten Brandschutzmaßnahmen stößt gesellschaftlich zunehmend auf Unmut.
Im Rahmen einer detaillierten Untersuchung wurde erforscht, wer die Brandtodesopfer in Deutschland sind und ob es sichtbare Unterschiede auf Landes- und Bundesebene gibt.
Als Referenzgrundlage auf Landesebene wurden dafür folgende Bundesländer betrachtet:
- Bremen
- Hessen
- Niedersachen
- Nordrhein-Westfalen
- Rheinland-Pfalz
- Saarland
Der Artikel fasst die Ergebnisse der Forschungsarbeit zusammen und erscheint hier in gekürzter Form. Den vollständigen Beitrag lesen Sie als Teil einer zweiteiligen Artikelreihe zur Brandtotenentwicklung in Deutschland (Teil 1 in Ausgabe 5.2022 und Teil 2 in Ausgabe 6.2022 des FeuerTrutz Magazins).
![Diagramm der Brandtoten in Deutschland 1980–2019 (Quelle: destatis 2021, eigene Darstellung, [2]) Diagramm der Brandtoten in Deutschland 1980–2019](/assets/loader/loader-2.png)
Untersuchung der Brandtoten in der Bundesrepublik
Die Brandtotenzahlen in Deutschland sind nach Angaben der offiziellen Todesursachenstatistik des Statistischen Bundesamtes in Zusammenarbeit mit der Gesundheitsberichterstattung des Bundes (GBE-Bund) in den vergangenen vier Jahrzehnten um 56 % von 766 im Jahr 1980 auf 343 im Jahr 2019 gesunken [6].
Dabei ist jedoch zu beachten: Betrachtet man diese Entwicklung der Brandtotenzahlen bundeslandspezifisch auf 100.000 Einwohner, fällt auf, dass ein Brandtoter in kleineren Bundesländern wie Bremen und dem Saarland stärker ins Gewicht fällt als in einem bevölkerungsreicheren Land wie Niedersachsen (s. Abb. 3).

Des Weiteren lässt sich anhand eines differenzierteren Blicks nach Altersklassen, wie Abbildung 4 dargestellt, nachweisen, dass dieser Rückgang, je nach Altersgruppe, unterschiedlich stark ausgeprägt ist. Der stärkste Rückgang ist in der Altersklasse der 1- bis 15-Jährigen ermittelt worden. Starben 1980 in Deutschland noch 85 Kinder und Jugendliche an den Folgen eines Brandereignisses, so ist diese Zahl um knapp 98 % bis zum Jahr 2019 auf zwei Brandtote gesunken [6].

Gründe für diesen drastischen Rückgang sind nicht abschließend erklärbar. Jedoch liegt die Vermutung nahe, dass durch die Einführung der Rauchwarnmelderpflicht (RWM-Pflicht) viele Entstehungsbrände rechtzeitig erkannt werden. Ebenso leistet die heutzutage stattfindende Brandschutzerziehung im Kindergarten und in der Schule ihren Betrag dazu, das Bewusstsein für die Gefahr zu schärfen. Zudem verdeutlicht Abbildung 4, dass Personen über 65 einen Großteil der Brandtoten ausmachen.
Zur besseren Einordnung der Brandtotenzahlen in Deutschland ist es wichtig zu verstehen, wo tödliche Brandereignisse in der Bundesrepublik stattfinden. Wider Erwarten machen Arbeitsunfälle, wie aus Abbildung 5 hervorgeht, nur einen sehr geringfügigen Anteil an den Brandtoten aus. Dies spricht für die Effektivität getroffener Brandschutzmaßnahmen am Arbeitsplatz und regt die Überprüfung auf Reduzierungspotenziale bestehender Maßnahmen an.
Stattdessen zeigt es sich, dass die tödlichen Brandunfälle überwiegend im häuslichen Umfeld auftreten. 1980 machte der Anteil an häuslichen Unfällen ca. 72 % aus, im Jahr 2000 ca. 81 % und 2019 ca. 71 % [6]. Diese Entwicklung spiegelt sich auch in den untersuchten Bundesländern wider. […]

Anteil der Senioren unter den Brandtoten
Abbildung 4 zeigt, dass ein Großteil der Brandtoten in Deutschland der Personengruppe der Senioren, wozu Personen ab 65 gezählt wurden, angehört. Daher lohnt es sich, einen detaillierten Fokus auf diese Altersgruppe zu richten.
Die Tabelle legt dar, wie sich der Anteil dieser Personengruppe an der Gesamtbrandtotenzahl seit 1980 in Deutschland und den untersuchten Bundesländern entwickelt hat und dass er heutzutage mehr als die Hälfte aller Brandtoten ausmacht. Statistisch nachweisbar ist dies seit 2010.
Tabelle: Anteil Brandtote >65 Jahre zwischen 1980 u. 2019 anhand einiger Bundesländer
(Darstellung K. Pahlsmeier)
1980 | 1990 | 2000 | 2010 | 2019 | |
---|---|---|---|---|---|
Deutschland | 44% | 39% | 44% | 50% | 56% |
Bremen | 36% | 18% | 71% | 67% | 34% |
Hessen | 43% | 46% | 39% | 44% | 45% |
Niedersachsen | 30% | 37% | 38% | 50% | 55% |
NRW | 40% | 36% | 37% | 43% | 46% |
Rheinland-Pfalz | 46% | 52% | 50% | 36% | 73% |
Saarland | 0% | 11% | 0% | 50% | 67% |
Bei der bundeslandspezifischen Betrachtung fällt auf, dass bis auf Bremen in allen untersuchten Bundesländern der prozentuale Seniorenanteil bei den Brandtoten in den vergangenen 40 Jahren gestiegen ist. Jedoch hat nur Niedersachsen eine kontinuierliche Zunahme zu verzeichnen. Trotz der prozentualen Zunahme ist anzumerken, dass die Zahl der Brandtoten > 65 Jahre in den letzten vier Jahrzehnten dem allgemeinen Trend folgend gesunken ist, von 334 im Jahr 1980 auf 191 im Jahr 2019 [6]. Dies entspricht einem Rückgang um 43 %. Die detaillierte Untersuchung der tatsächlichen Zahl der Toten innerhalb der betrachteten Bundesländer zeigt, dass es sich dabei um keinen kontinuierlichen, tendenziellen Rückgang seit 1980 gehandelt hat.
In Niedersachsen oder in Hessen ist z.B. gar ein Anstieg der Brandtotenzahlen bei Senioren bis ins Jahr 2000 zu verzeichnen gewesen. Insgesamt ist festzuhalten, dass eine Reduzierung der Zahl der Brandtoten in allen Altersklassen erfasst wurde. Jedoch fällt sie im Vergleich bei Senioren geringer aus. Eingeführte Brandschutzmaßnahmen scheinen bei dieser Personengruppe eine schlechtere Wirksamkeit bei der Brandtotenreduzierung zu erzielen. […]
Der vollständige Artikel ist in Ausgabe 5.2022 des FeuerTrutz Magazins erschienen. Die Autoren betrachten darin weitere Statistiken z.B. zur genauen Todesursache und zu den betroffenen Altersklassen und ziehen Rückschlüsse hinsichtlich der Wirksamkeit von Brandschutzmaßnahmen.
In Ausgabe 6.2022 (Dezember 2022) erscheint der zweite Teil und befasst sich mit der Frage, welche Möglichkeiten für Brandschutzmaßnahmen bestehen und wie diese effektiver gemacht werden können.
Quellen
[1] destatis (Hrsg.): Lebenserwartung in Deutschland nahezu unverändert – Lebenserwartung stagniert, Hauptursache sind hohe Sterbefallzahlen im Zuge der Corona-Pandemie, in: www.destatis.de, 09.07.2021, URL: https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2021/07/PD21_331_12621.html, Abruf 17.10.2021 10:25
[2] destatis (Hrsg): Gestorbene: Deutschland, Jahre, Todesursachen, Altersgruppen, in: www-genesis.destatis.de (23211 (TODESURS76 Exposition gegenüber Rauch, Feuer und Flammen) Gliederungsmerkmale: 1980–2019, Deutschland insgesamt, Gestorbene, Alle Altersgruppen, Alle Nationalitäten Dokumentart Tabellen), Abruf 11.05.2021 14:23
[3] Festag, Sebastian/Marion Meinert: Wirksamkeit der Rauchwarnmelderpflicht, in: www.prosicherheit.net, URL: https://www.prosicherheit.net/wirksamkeit-der-rauchwarnmelderpflicht, Abruf 19.05.2021 21:15
[4] Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland vom 23.05.1949, in: Bundesgesetzblatt Nr. 1, Bonn 1949, S. 1–19, (zuletzt geändert am 29.09.2020 in: Bundesgesetzblatt Teil 1, Nr. 44, Berlin 07.10.2020, S. 2048)
[5] Mayr, Josef: Nicht gewarnt ist halb gestorben – Teil 2, in: FeuerTRUTZ Magazin 2/2012, S. 44–49
[6] Pahlsmeier, Katharina: Ursachen und Auswirkungen von Bränden – Wie viel Brandschutz ist notwendig?, Masterarbeit, Vorbeugender Brandschutz, DIU Dresden, Dresden 2021