Industriebetriebe sind tragende Säulen der modernen Wirtschaft und wegen ihrer Produktionsprozesse oft auf komplexe, hochtechnologische Infrastruktur angewiesen. Diese Betriebe sind zunehmend auch vorsätzlichen Handlungen wie Brandstiftung und Sabotage ausgesetzt, die das Ziel haben, Schaden an Eigentum, Personen oder der Infrastruktur zu verursachen. Während bei der Brandstiftung das absichtliche Legen eines Feuers im Vordergrund steht, umfasst Sabotage eine Vielzahl von Handlungen, die darauf abzielen, Produktionsprozesse zu stören oder zu unterbrechen.
Die Motive für Brandstiftung sind vielfältig und reichen von persönlicher Frustration über ideologische Überzeugungen bis hin zu kriminellen Absichten. Die unterschiedlichen Täterprofile und Hintergründe erfordern eine präzise Analyse, um wirksame Präventionsmaßnahmen zu entwickeln.
Während einige Täter aus Rache oder Zerstörungswut handeln und dabei meist kleinere Objekte ins Visier nehmen, begehen andere Brandstiftung aus Langeweile oder Gruppenzwang. Eine Brandlegung kann auch zur Verdeckung von Straftaten erfolgen, um Tatorte unkenntlich zu machen, Spuren von Verbrechen wie Diebstahl, Betrug oder Gewaltverbrechen zu beseitigen und Ermittlungen zu erschweren. Ein Motiv für gezielte Brandstiftung ist der Versicherungsbetrug durch Vortäuschung eines Schadens aufgrund von Unfall oder Fremdeinwirkung. Täter setzen Gebäude, Fahrzeuge oder andere versicherte Güter absichtlich in Brand, um eine Auszahlung zu erschleichen.
Besonders schwere Fälle der Brandstiftung sind gezielte Angriffe auf Menschen oder kritische Infrastruktur, oft mit politischem oder wirtschaftlichem Kalkül. Organisierte Kriminalität nutzt Brandstiftung zudem als Mittel der Erpressung oder Sabotage. Auch großflächige Angriffe auf kritische Infrastruktur, etwa in Industrieanlagen, zählen zu dieser Kategorie der Brandstiftung. In diesen Fällen verfolgen die Täter meist eine politische oder ideologische Agenda und möchten durch die Zerstörung von Infrastruktur schwere wirtschaftliche, aber auch soziale Auswirkungen herbeiführen. Unternehmen und Behörden müssen daher wachsam bleiben, um potenzielle Bedrohungen frühzeitig zu erkennen und zu verhindern.
Brandstiftung
Für den Straftatbestand der Brandstiftung in Deutschland müssen bestimmte strafrechtliche Kriterien vorliegen, die im Strafgesetzbuch (StGB) geregelt sind. Es wird zwischen einfacher Brandstiftung (§ 306 StGB) und schwerer Brandstiftung (§ 306a StGB) unterschieden:
§ 306 StGB – Brandstiftung : Vollständige oder teilweise Zerstörung von z. B. fremden Gebäuden oder Hütten, Betriebsstätten oder technischen Einrichtungen, Warenlagern oder -vorräten, Fahrzeugen durch Inbrandsetzung oder durch Brandlegung.
§ 306a StGB – Schwere Brandstiftung : Vollständige oder teilweise Zerstörung von z. B. Gebäuden, Schiffen oder anderen Räumlichkeiten, die der Wohnung oder dem zeitweisen Aufenthalt von Menschen dienen, sowie Kirchen oder anderen der Religionsausübung dienenden Gebäude durch Inbrandsetzung oder durch Brandlegung.
§ 306b StGB – Besonders schwere Brandstiftung: Verursachung schwerer Gesundheitsschädigungen eines anderen Menschen oder einer großen Zahl von Menschen durch Brandstiftung nach § 306 oder § 306a.
Schutzmaßnahmen gegen Brandstiftung
Schutzmaßnahmen gegen vorsätzliche Brandstiftung umfassen bauliche, technische und organisatorische Vorkehrungen. Feuerresistente Baumaterialien, schwer entflammbare Fassaden sowie die sichere Lagerung brennbarer Stoffe verringern das Brandrisiko. Videoüberwachung, Bewegungsmelder und automatische Brandmeldesysteme dienen der Abschreckung und der frühzeitigen Erkennung von Bränden. Mit dieser Kombination aus Prävention, Überwachung und schnellen Reaktionsmöglichkeiten lässt sich das Risiko gezielter Brandstiftung erheblich reduzieren, indem die Hemmschwelle für potenzielle Täter erhöht wird.

Ein weiteres zentrales Motiv sind Erpressung und Einschüchterung. In solchen Fällen wollen Saboteure Druck auf ein Unternehmen ausüben, um bestimmte Forderungen durchzusetzen oder Angst und Unsicherheit innerhalb der Organisation zu verbreiten.
Während einfache Brandstiftungen oft von Gelegenheitstätern verübt werden, erfordern Sabotageakte durch professionelle Täter ein wesentlich höheres Sicherheitsniveau. Ein ganzheitliches Schutzkonzept, das physische, digitale und menschliche Faktoren berücksichtigt, ist entscheidend, um professionell vorbereiteten Angriffen vorzubeugen. Besonders wichtig ist sind ein kontinuierliches Monitoring und eine flexible Anpassung der Sicherheitsstrategien an neue Bedrohungen.
Sabotage durch Außerkraftsetzung von Brandschutzsystemen
Moderne Industriebetriebe sind i. d. R. mit umfangreichen Brandschutzvorrichtungen ausgestattet. Diese Systeme sind oft der entscheidende Faktor, um Brände frühzeitig zu erkennen und deren Ausbreitung zu verhindern. Bei gezielten Sabotageakten spielt zusätzlich die bewusste Außerkraftsetzung solcher Brandschutzanlagen eine zentrale Rolle. Durch Manipulation oder Deaktivierung der Schutzsysteme können Saboteure die Wirkung eines Brandes erheblich verstärken und so massive Schäden herbeiführen. Die bewusste Manipulation oder Abschaltung von Brandschutzsystemen kann daher als symbolische Drohung oder als Vorbereitung für einen groß angelegten Angriff dienen. Die Androhung weiterer Sabotageakte wird häufig genutzt, um Unternehmen zu erpressen oder zur Erfüllung spezifischer Bedingungen zu zwingen.
Die gezielte Außerkraftsetzung von Brandschutzvorrichtungen setzt technische Expertise der Täter voraus. In vielen Fällen verfügen sie über detaillierte Kenntnisse der Sicherheitsmechanismen und betrieblichen Abläufe, sodass sie Schwachstellen gezielt ausnutzen können. Die Motive reichen von wirtschaftlicher Sabotage über Erpressung bis hin zur gezielten Destabilisierung eines Unternehmens. Dabei wird der wirtschaftliche Schaden gezielt als Mittel eingesetzt, um die Wettbewerbsfähigkeit des betroffenen Unternehmens zu beeinträchtigen oder Produktionsabläufe nachhaltig zu stören.
Angesichts dieser Bedrohungen müssen Industriebetriebe umfassende Maßnahmen ergreifen, um ihre Brandschutzsysteme gegen Sabotage zu schützen. Dazu zählen regelmäßige Sicherheitsüberprüfungen, die Implementierung strenger Beschränkungen des Zugangs zu kritischen Bereichen sowie die kontinuierliche Überwachung sicherheitsrelevanter Anlagen. Die frühzeitige Identifikation potenzieller Schwachstellen ist unerlässlich, um die Risiken gezielter Sabotage zu minimieren und die Betriebssicherheit langfristig zu gewährleisten.
Um sich zu schützen, müssen Betriebe strikte Zugangsbeschränkungen, regelmäßige Sicherheitsüberprüfungen und enge Kooperationen mit Behörden etablieren. Diese erfordert eine konsequente und proaktive Sicherheitsstrategie der betroffenen Unternehmen, um ihre Brandschutzsysteme vor Manipulation zu schützen und im Ernstfall funktionsfähig zu halten. Physische Sicherheitsmaßnahmen wie intelligente Videoüberwachung und automatisierte Zutrittskontrollen sind entscheidend, um Saboteure zu identifizieren und abzuwehren. Parallel dazu müssen Cybersicherheitsvorkehrungen verstärkt werden. Die Absicherung industrieller Kontrollsysteme (ICS), regelmäßige Penetrationstests und die Implementierung von Notfallplänen für Cyberangriffe gehören zu den zentralen Maßnahmen.
Sabotage als Bestandteil hybrider Kriegsführung

Sabotage ist auch ein zentrales Element hybrider Kriegsführung und zielt darauf ab, die Wirtschaft und die Infrastruktur eines Gegners zu destabilisieren, ohne eine offene militärische Eskalation zu riskieren. Staatliche und nichtstaatliche Akteure setzen Sabotage, etwa in Form von Brandstiftung in kritischen Industrien, gezielt ein, um Produktionsprozesse zu stören. Energie-, Chemie- und Rüstungsindustrien sind typische Ziele solcher Angriffe, da diese Sektoren eine Schlüsselrolle für die wirtschaftliche und nationale Sicherheit spielen. Angriffe auf Raffinerien, Kraftwerke oder Produktionsstätten für wichtige Güter können die Produktionskapazitäten eines Landes erheblich beeinträchtigen und so dessen strategische Position in einem Konflikt schwächen.
Neben physischen Angriffen gewinnt die Cybersabotage als weiteres Werkzeug der hybriden Kriegsführung an Bedeutung. Angriffe auf industrielle Kontrollsysteme ermöglichen es Angreifern, Produktionsprozesse zu stören, Sicherheitsmechanismen lahmzulegen oder gar die vollständige Kontrolle über Anlagen zu übernehmen. Diese Form der Sabotage hat den Vorteil, dass sie aus der Ferne durchgeführt werden kann, ohne dass der Angreifer physisch vor Ort sein muss. Sie ergänzt physische Angriffe und erlaubt eine noch umfassendere Destabilisierung der Zielinfrastruktur. [...]
Weiterlesen? Der komplette Artikel ist in Ausgabe 2.2025 des FeuerTrutz Magazins erschienen. Darin geht es außerdem um die Analyse zur Identifikation von Risiken und Schwachstellen sowie mögliche Schutzmaßnahmen.
Vortrag beim Brandschutzkongress 2025
Beim Brandschutzkongress 2025 sensibilisiert Lars Oliver Laschinsky für die steigende Gefahr durch Brandstiftung und Sabotage und präsentierte wirksame Schutzmaßnahmen für die Industrie.
Der Vortrag „Brandstiftung und Sabotage in Industriebetrieben – Täter, Motive und Gegenmaßnahmen“ findet im Kongresszug 3 (Block A) am 25. Juni um 12:30 Uhr statt.