Ein moderner Schulhof mit einer großzügigen Grünanlage und Sitzbänken, umgeben von einem modernen Schulgebäude.
Abb. 1: Ansicht Schule „Allee der Kosmonauten“ (Quelle: Jan Bitter)

Planung | Ausführung 2025-09-30T08:47:09.636Z Ein Flaggschiff des Schulbaus

Brandschutzkonzept für die Schule „Allee der Kosmonauten“ in Berlin

Die Schule „Allee der Kosmonauten“ in Berlin-Lichtenberg verbindet moderne Bildungsarchitektur mit innovativem Brandschutz. Der Neubau im Rahmen der Berliner Schulbauoffensive nutzt ein Compartment-Konzept, das Offenheit und Sicherheit vereint. Offene Begegnungszonen, nachhaltige Materialien und flexible Rettungswege prägen das Gebäude. Der Brandschutznachweis berücksichtigt 16 Abweichungen, um architektonische Freiheit und Sicherheitsstandards in Einklang zu bringen. Das Projekt setzt neue Maßstäbe für zukunftsfähige Schulbauten.

Die Berliner Schulbauoffensive (BSO) ist ein umfassendes Investitions- und Modernisierungsprogramm, das der Berliner Senat 2017 ins Leben gerufen hat. Das Ziel ist, den wachsenden Bedarf an Schulplätzen zu decken, den bestehenden Schulbestand zu sanieren sowie durch Neubauten zukunftsfähige Bildungsinfrastrukturen zu schaffen. Ein wichtiger Baustein dieses Programms ist die Realisierung der modernen Compartmentschule im Bezirk Berlin-Lichtenberg. Sie steht exemplarisch für die Verbindung fortschrittlicher Bildungsarchitektur mit einer zeitgemäßen Brandschutzplanung (Abb. 1).

Architektonische Parameter des Bauvorhabens

Das Gebäude vereint auf fünf oberirdischen Geschossen unterschiedliche Nutzungsbereiche wie eine Integrierte Sekundarschule (ISS), ein Gymnasium (GYM), Versammlungsräume im EG sowie zwei großflächige, in den OG angeordnete, Sporthallen, die sich jeweils über zwei Geschosshöhen erstrecken.

Westlich und östlich der Sporthallen schließen über alle Geschosse hallenartige Begegnungszonen als sog. Aulen an. Die vertikale Verbindung der Aulen über alle fünf Geschosse ist ein zentrales gestalterisches und funktionales Element. Diese offenen Raumstrukturen schaffen nicht nur eine transparente und kommunikative Atmosphäre, sondern fördern mit ihrer architektonischen Offenheit den Austausch zwischen den verschiedenen Nutzungsbereichen. Die großzügigen Glasfassaden der Aulen stellen eine visuelle Verbindung zwischen den Geschossen her, was den pädagogischen Anspruch des Gebäudes unterstreicht. Darüber hinaus wurden die Aulen gezielt so gestaltet, dass sie trotz ihrer Offenheit eine effiziente Raumnutzung ermöglichen. Die lichtdurchfluteten Bereiche tragen zur Aufenthaltsqualität bei und schaffen eine harmonische Verbindung zwischen architektonischem Anspruch und funktionalen Anforderungen. 

Die genannten Raumverbünde bilden den Gebäudekern. Um diesen Gebäudekern herum sind im EG zwei Mensen, eine Bibliothek mit Galerieebene und Lesesaal, Musikräume sowie zwei Compartments angeordnet. Ab dem 1. OG sind in jedem Geschoss fünf Compartments sternförmig um den Kernbereich angeordnet. Nördlich des Kerns schließen sich ab dem 1. OG zudem Verwaltungstrakt, Werkstätten und Umkleiden an. Zusätzlich zur modernen architektonischen Gestaltung wird auch die Nutzung von Flachdächern und Terrassen in den oberen Geschossen berücksichtigt. Diese bieten Raum für Urban Farming, Outdoor-Sportaktivitäten und weitere pädagogische Angebote wie Vogelkundeprojekte, womit das Konzept der Compartmentschule eine einzigartige Multifunktionalität erfährt. Zudem können Sporthallen und Außenflächen dem Vereinssport zur Verfügung gestellt werden.

Bautafel

  • BGF: 31.783 m²
  • Bauherr: HOWOGE Wohnungsbaugesellschaft mbH
  • Entwurf: PPAG architects ztmbh
  • Brandschutznachweis: brandschutz plus GmbH
  • Projektsteuerung: HOWOGE Wohnungsbaugesellschaft mbH
  • Generalplanung: ARGE FC|P|PAG
  • Architektur: PPAG Architects aus Wien

Technische Parameter des Bauvorhabens

Die Schule erstreckt sich insgesamt über eine BGF von ca. 34.880 m², wovon ca. 1.480 m² auf die Teilunterkellerung entfallen. Die brandschutztechnisch relevante OKFF wurde bei 17,42 m (4. OG) ermittelt.

Die Tragkonstruktion des Gebäudes ist als Stahlbeton-Skelettbau ausgeführt. Die Außenwände des Gebäudes sind in feuerhemmender Holzrahmenbauweise als Pfosten-Riegel-Konstruktion aus Holz und Aluminium mit Verglasung oder als Profilglassystem errichtet. Trennwände, Decken, Treppen sowie notwendige Treppenräume sind aus nichtbrennbaren Baustoffen hergestellt. 

Als Dachkonstruktion dient ein Flachdach mit extensiver Dachbegrünung. Die Dachterrassen sind ebenfalls extensiv begrünt.

Die Wärmeversorgung wird über eine an das Stadtnetz angeschlossene Fernwärmeleitung realisiert. Auf dem Flachdach sind zwei Abluftwärmepumpen errichtet, die durch drei weitere Abluftwärmepumpen in den Geräteräumen einer Sporthalle ergänzt werden. Die Stromversorgung wird ebenfalls über das Stadtnetz hergestellt.

Sichere und wirksame Löscharbeiten

Für das Gebäude ist gemäß DVGW-Arbeitsblatt W-405 [1] ein Löschwasserbedarf von mind. 96 m³/h (= 1.600 l/min) zur Brandbekämpfung für einen Zeitraum von mind. zwei Stunden erforderlich. Um wirksame Löscharbeiten zu ermöglichen, werden im Bereich der Bewegungsflächen zwei Löschwasserentnahmestellen als Saugstellen angeordnet. Die Saugstellen binden an unterirdische Löschwasserbehälter mit einem Volumen von je ca. 200 m³ an.

Damit sich die Feuerwehr möglichen Brandherden im Inneren des Gebäudes rasch und sicher nähern kann, dienen die sechs notwendigen Treppenräume als Angriffsweg. Alle vorhandenen Treppenräume sind mit trockenen Steigleitungen und Entnahmestellen ausgestattet. 

Eine moderne Sporthalle mit Basketballkörben und markierten Spielfeldern.
Abb. 2: Mehrzweckhalle im Gebäudekern (Quelle: Jan Bitter)

Bewertung der Versammlungsstätten

Die Mehrzweckhalle im Gebäudekern (Abb. 2) und die beiden Mensen verfügen jeweils über voneinander unabhängige Rettungswege und sind als drei voneinander unabhängige Versammlungsstätten eingestuft. Der Mehrzweckhalle werden auch der Eingangsbereich sowie die anliegenden Nassräume zugeschlagen. In Summe ergibt sich somit für die Mehrzweckhalle eine Fläche von ca. 1.100 m². Aufgrund der brandlastarmen Ausstattung der Nassräume ist es aus brandschutztechnischer Sicht zu vertreten, dass die Mehrzweckhalle mit den Anforderungen an Versammlungsstätten ≤ 1.000 m² geplant werden kann. 

Um den Wunsch erfüllen zu können, die Außenwände des Gebäudes in Holzrahmenbauweise auszuführen, werden die Versammlungsstätten aufgrund der Lage als rein erdgeschossige Versammlungsstätten bewertet. Die tragenden Wände und Stützen sowie die raumabschließenden Bauteile sind gemäß den Anforderungen nach MVStättVO [2] errichtet. [...]

Weiterlesen? Der vollständige Artikel ist in Ausgabe 4.2025 des FeuerTrutz Magazins (August 2025) erschienen. Er stellt u.a. die Planung der Aulen und Sporthallen und die Begründung für den Verzicht auf die Ausbildung innerer Brandwände sowie notwendiger Flure vor.

Quellen

[1] DVGW W 405 „Bereitstellung von Löschwasser durch die öffentliche Trinkwasserversorgung“

[2] Musterverordnung über den Bau und Betrieb von Versammlungsstätten (Muster-Versammlungsstättenverordnung – MVStättVO) Fassung Juni 2005

[3] Muster-Richtlinie über bauaufsichtliche Anforderungen an Schulen (Muster-Schulbau-Richtlinie – MSchulbauR) Fassung April 2009

[4] Bauordnung für Berlin (BauO Bln) vom 29. September 2005

[5] Entscheidungshilfen der Berliner Bauaufsicht

[6] DIN VDE 0833 „Gefahrenmeldeanlagen für Brand, Einbruch und Überfall“

[7] DIN 14675 „Brandmeldeanlagen“

zuletzt editiert am 30. September 2025