Pandemie, Ukraine-Krieg, Lieferengpässe und darüber hinaus noch Fachkräftemangel: Die Liste der Herausforderungen für deutsche Unternehmen ist derzeit alles andere als kurz. Wir haben mit Marc Zimmermann und Anke Eickhoff, Geschäftsführung der ZAPP-ZIMMERMANN GmbH, über die Unternehmensentwicklung in den letzten drei Jahren und Handlungsstrategien in der aktuellen Situation gesprochen.
Herr Zimmermann, die Zeiten sind nicht leicht, gerade für ein mittelständisches Unternehmen in Deutschland. Wenn wir zuerst einmal auf die Phase seit Beginn der Corona-Pandemie blicken: Wie ist Ihr Unternehmen durch die letzten zweieinhalb Jahre gekommen? Konnten Sie auch positive Entwicklungen feststellen?
Wir sind sehr froh, dass wir schon vor der Pandemie digitale Grundlagen geschaffen hatten und relativ schnell ins Homeoffice gehen konnten bzw. die Möglichkeit hatten, uns räumlich „auseinander“ zu ziehen – das hat vor allem in der ersten Phase der Pandemie sehr geholfen. Corona hat unserer zuvor doch eher analog kommunizierenden Branche den Weg zu den neuen Medien bereitet. Heute ergänzen wir unsere traditionellen Vertriebswege durch Formate wie E-Learning in Kooperation mit FeuerTrutz, Onlineschulungen, Social Media und Webinare – und haben ein Videostudio aufgebaut, das die Bespielung unserer Kanäle professionell unterstützt.
Ansonsten haben wir schon früh Schutzmaßnahmen eingeleitet und sind bisher gut durch die Zeit gekommen. Dazu haben insbesondere unsere Mitarbeiter beigetragen, die mit einem großen Maß an Flexibilität und Leistungsbereitschaft alle beschlossenen Maßnahmen getragen haben.
Glücklicherweise waren wir im Hinblick auf wirtschaftliche Einbußen wenig betroffen, wir konnten unser Geschäft sogar weiter ausbauen, da die Baubranche bekanntermaßen auch während der Coronazeit sehr gut ausgelastet war. Auch vor Ort sind wir weiter gewachsen, wir haben unseren Brandschutzcampus ausgebaut und in einem weiteren Gebäudekomplex ein großes Schulungszentrum aufgebaut sowie den Vertrieb in einem eigenen Gebäude verortet.

Welche Pandemiemaßnahmen haben Sie darüber hinaus im Unternehmen ergriffen?
Marc Zimmermann: Unser unternehmerischer Fokus lag vor allem auf dem Gesundheitsschutz, aber natürlich auch darauf, den Produktionsbetrieb aufrechtzuerhalten und eine Betriebsschließung zu vermeiden. Dazu haben wir unsere Prozesse und Schnittstellen alle noch einmal genau definiert und Ausweichlösungen festgelegt. Das war natürlich eine große Anstrengung und forderte viel persönlichen Einsatz, aber gleichzeitig haben wir damit eine noch solidere „Basis“ im Unternehmen geschaffen: Ich bin davon überzeugt, dass dies unsere Organisation in dieser herausfordernden Situation gestärkt und unser Team weiter zusammengeschweißt hat.
Seit Februar dieses Jahres nehmen die unruhigen Zeiten wegen des Angriffs Russlands auf die Ukraine leider immer noch kein Ende. Wie wirkt sich diese Situation seither auf Ihr Unternehmen aus, auch im Hinblick auf lhre Lieferketten?
Marc Zimmermann: Die Beeinträchtigung der Lieferketten stellt derzeit viele Unternehmen vor eine Herausforderung – wir haben diese weitgehend gelöst, indem wir vorausschauend schon während der Pandemiephase einen hohen Lagerbestand an Rohstoffen aufgebaut haben. In Randproduktgruppen oder aufgrund von verzögerten Lieferzeiten beispielsweise von Trägerfolien für die Etikettierung kann es schon einmal zu etwas längeren Wartezeiten kommen. Da konnten wir aber bislang immer auf das Verständnis unserer Kunden bauen, für das wir uns auch an dieser Stelle herzlich bedanken wollen.
Was darüber hinaus hilft, ist Kommunikation: zum einen mit unseren Kunden und zum anderen mit den Lieferanten. Hinzu kommt, dass wir immer schon mehrere Lieferanten für Produkte hatten und gleichzeitig ein sehr intensives und partnerschaftliches Verhältnis zu ihnen pflegen. Daher liegt unsere Lieferperformance, den Umständen zum Trotz, immer noch bei über 95 %, und das, obwohl wir uns selbst das Lieferziel setzen, bei einer Bestellung bis 12 Uhr schon am Folgetag auszuliefern.
Können Sie schon abschätzen, welche Auswirkungen die Energiepreissteigerungen der letzten Monate in Ihrem Unternehmen haben werden?
Anke Eickhoff: Schon seit 2018 arbeiten wir vorausschauend an einem Energiekonzept, um Ressourcen zu sparen. Dabei ist viel Detailarbeit vonnöten, die sehr zeitaufwendig ist. Wir produzieren hauptsächlich mit Strom: Über die Jahre haben wir damit bei stetig steigender Produktion schon ein Drittel des Stromverbrauchs reduzieren können. Den skizzierten Weg schreiten wir aufgrund der Energiepreisentwicklung derzeit in intensivierter Form weiter voran, um unsere Strom- und Gaskosten weiter zu senken und uns zukunftsfähig aufzustellen: Unser Energiekonzept verfolgt das Ziel, die vorhandenen Energieträger zu optimieren und die Nutzung möglichst effizient zu gestalten. Im Gasbereich sind dazu mehrere Bausteine relevant: Neben Grundlegendem wie der optimalen Einstellung der Brennwertkessel und der konsequenten Einhaltung der Wartungsintervalle steht dabei die Investition in ein intelligentes, lernfähiges System der Heizungssteuerung im Mittelpunkt. Die Nacht- und Wochenendabsenkung, die genauere Temperierung am Arbeitsplatz und Optimierung der Heizungen bergen noch einmal deutliche Einsparpotenziale.
Im Strombereich werden wir noch in diesem Jahr im Verwaltungsgebäude auf LED-Lampen mit Präsenzmeldern und Lichtsensorik umrüsten. Zudem werden wir voraussichtlich im ersten Quartal 2023 Solarpanels auf den Dächern der Hallen 11 und 11A installieren und so im ersten Schritt bis zu 25 % unseres Stroms selbst erzeugen.
Stichwort Fachkräftemangel: Ist dieser auch für Ihr Unternehmen spürbar, oder gibt es in dieser Hinsicht keine Probleme? Welche Schritte werden unternommen, um ggf. entgegenzuwirken?
Anke Eickhoff: In den letzten Jahren haben wir unser Recruiting den sich wandelnden Anforderungen des Arbeitsmarktes angepasst – heutzutage bewerben sich Unternehmen bei Bewerbern und nicht mehr umgekehrt. Ein wichtiger Fokus der Zielgruppe ist es, ob Unternehmen die Arbeitsplatzbedürfnisse der Bewerber erfüllen – da geht es um Themen wie Arbeitsumfeld, Kollegen und Möglichkeiten des digitalen Arbeitens. Unser Selbstverständnis liegt darin, dass wir Innovation nicht nur in Bezug auf unsere Produkte in den Mittelpunkt stellen, sondern auch für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Im letzten Monat haben wir das Siegel „Arbeitgeber der Zukunft" des Deutschen Innovationsinstituts für Nachhaltigkeit und Digitalisierung verliehen bekommen. Wir gehören zu den besten 7 % der über 2.500 analysierten Unternehmen – was, neben den direkten Gesprächen mit unseren Bewerbern, ein schöner Beleg dafür ist, dass auch die Außenwahrnehmung stimmt. Diesen Weg wollen wir weiter gehen und uns stetig verbessern, um weiterhin als attraktiver Arbeitgeber wahrgenommen zu werden.
In Bezug auf das Thema „Vakanzen zeitnah besetzen“ machen wir derzeit unterschiedliche Erfahrungen. Es gibt Stellen, da denkt man, es dauert Monate, bis sie besetzt sind, und dann findet sich plötzlich am nächsten Tag jemand Passendes. Das Ganze gilt aber auch umgekehrt: Bei Stellen, die eigentlich schnell zu besetzen sein müssten, suchen wir dann letztlich viel länger als vermutet.
Wenn Sie eine Prognose für das kommende Jahr abgeben müssten: Wie sieht diese aus und was erhoffen Sie sich für die Zukunft?
Marc Zimmermann: Die aktuelle Krise ist so dramatisch wie keine zuvor, weil sie so vielschichtig ist und unterschiedlichste Bereiche betrifft. Aus meiner Sicht lässt sich jetzt schon ableiten, dass uns weder die Krise um 9/11 noch die Bankenkrise 2008/2009 wirtschaftlich so stark und in den Auswirkungen so langfristig getroffen haben, wie die jetzige.
Generell fühlen wir uns gut aufgestellt, aber gegen einen Blackout oder einen totalen Stillstand in den Speditionsbetrieben wegen AdBlue-Mangels kann niemand etwas machen. Wir hoffen mit Blick auf den Winter zunächst, dass es nicht allzu kalt wird, denn ich befürchte, je kälter der Winter wird, desto mehr Wohlstand werden wir in Deutschland verlieren. Letztlich wird sich dann im Sommer entscheiden, ob es gesamtwirtschaftlich gesehen für den Standort Deutschland nur zu kurzzeitigen oder tiefgreifenden Einbußen verbunden mit langjährigen Auswirkungen kommen wird.
In Summe wünsche ich mir, dass der Mittelstand wieder in den Fokus rückt, gestärkt wird und erkannt wird, dass er – auch in solchen Krisenzeiten – eine wichtige Stütze für Deutschland ist.
Über ZAPP-ZIMMERMANN
Die ZAPP-ZIMMERMANN GmbH ist Teil der durch die Familie Zimmermann in dritter Generation geführten Unternehmensgruppe und hat ihren Sitz in Köln. Seit der erste Stopfen vor mehr als 30 Jahren den Anbau des ehemaligen Maler- und Lackierbetriebs verlassen hat, hat sich aus dem Zusammenspiel mit dem traditionellen Baugeschäft ein moderner Brandschutz Campus entwickelt. Heute betreut die Gruppe auf über 15.000 m2 die gesamte Wertschöpfungskette: Die vollausgestatte Entwicklungsabteilung hält gut 500 offizielle nationale und internationale Verwendbarkeitsnachweise für Hochbau sowie weitere industrielle Anwendungen auf technisch höchstem Stand. Fünf notifizierte Überwachungsorganisationen überprüfen regelmäßig unsere Produktion und Qualitätssicherung bezüglich der Einhaltung der hohen Qualitätsstandards, während die Fachberatung im eigenen Schulungszentrum, beim Kunden vor Ort oder digital das geeignete Training für die Anwender durchführt.
Das Interview ist in ausführlicher Form in Ausgabe 6.2022 des FeuerTrutz Magazins (Dezember 2022) erschienen. Dort sprechen wir mit Marc Zimmermann außerdem über den Zulassungsprozess von neuen Produkten.