Das Bild zeigt einen Notausgang in einem Gebäude. Erkennbar ist eine geschlossene Glastür mit Notausgangszeichen darüber. An der Wand befinden sich ein Kartenleser, ein grüner Notfallkasten und Notfallausstattungen wie ein Feuermelder und ein Telefonanschluss.
Leider kein Einzelfall: multifunktionaler Feuerschutzabschluss in einer Tiefgarage. Die Planung hat hier das Zusammenspiel der verschiedenen Anforderungen und Funktionen – Zutrittskontrolle, Fluchtweg, Barrierefreiheit, Brandschutz – nicht ausreichend berücksichtigt. Bei weitsichtiger Planung wären z. B. statt der Kabelkanäle Leerrohre in der Wand vorgesehen worden. (Quelle: DFATT / Fassbender)

Planung | Ausführung 2024-11-06T23:00:00Z „Früher planen, besser vernetzen“

Im Gespräch mit Oliver Roth, Fachplaner für Türen und Fenster bei GEZE

Zu spät geplant, Komplexität unterschätzt, zu wenig Abstimmung zwischen Planung und Ausführung: Das sind die häufigsten Gründe, wenn multifunktionale Feuerschutz­abschlüsse nicht perfekt eingebaut werden. Mehr Team­arbeit von Planenden und Ausführenden hilft, potenzielle Hürden schon im Vorfeld zu überwinden. Die Redaktion sprach mit Oliver Roth, Fachplaner für Türen und Fenster bei GEZE.

Als Fachplaner für Türen und Fenster haben Sie regelmäßig mit Planungsdefiziten und den daraus resultierenden Folgefehlern beim Einbau zu tun. Gerade bei Feuerschutzabschlüssen (FSA) mit weiteren Funktionen läuft der Einbau nicht immer fehlerfrei. Woran liegt’s?

Oliver Roth: Häufig liegen die Fehler vor dem Einbau: Türen sind in der Planung noch oft ein Stiefkind. Sie kommen in der Ausführungsplanung zu spät oder zu kurz und unzureichend auf den Tisch und die Komplexität der Aufgabe wird schnell unterschätzt. Das gilt vor allem für Durchgänge, bei denen verschiedene, teils gegenläufige Anforderungen zusammen­kommen, z. B. ein FSA, der zugleich als Fluchtweg dient und im Alltag auch barrierefrei sein muss. Die Funktionen und Anforderungen ganzheitlich zu erfassen und alle Vorgaben normgerecht zu erfüllen ist dann eine anspruchsvolle planerische Aufgabe.
Ein zweiter neuralgischer Punkt ist der Informationsfluss von der Planung über die Ausführung bis hin zur Bauleitung. So fehlt es in manchen Fällen auf der Baustelle an der Überwachung daraufhin, ob die Ausführung der Planung entspricht. Erfolgt die Planung isoliert im Büro, kann es bei Ausführung zu Überraschungen kommen. Erfolgt die Ausführung ohne Kontrolle auf der Baustelle und gibt es keine Rückmeldung zum Planer, liegt eine Fehlergefahr gerade in diesem fehlenden Austausch: Ohne „Lessons learned“ werden die nächsten Türen genauso (schlecht) geplant und ausgeführt.

Was läuft besser, wenn die Türenplanung früher ansetzt?

Es beginnt damit, dass bei rechtzeitigem Blick auf die Durchgänge sichergestellt werden kann, dass z. B. an alle Leitungen gedacht wird – Daten und Strom. Mit dem richtigen Blick auf die Anforderungen können sich sogar bessere Lösungen ergeben als im ersten Entwurf. Statt einen Durchgang mit vielfältigen Anforderungen zu planen, kann es durchaus günstiger sein, mehrere Türen mit unterschiedlichen Aufgaben nebeneinander zu legen.
Auf der Baustelle sorgt die weitsichtige Planung zudem dafür, dass alle erforderlichen Vorleistungen rechtzeitig erbracht werden. Werden diese erst nachträglich beauftragt, kostet dies mehr, ist aufwendiger und führt zwangsläufig zu Verzug.

Also: Planung und Ausführung besser verzahnen.

Das ist der richtige Ansatz. Die Baustelle ist oft zu „weit weg“ von der Planung. Fehler, deren Korrekturen und vor allem die Lösungen, um die Fehler zukünftig in der Planung zu vermeiden, werden dann auf der Planungsseite nicht erkannt. Fachleute aus Planung und Bauleitung zusammenzubringen ist deshalb ein Kernelement des DFATT-Lehrgangs zur Fachplanung und Fachbauleitung für Türtechnik (siehe Infokasten).

Was sollte in den Planungsbüros besser laufen?

Engere Zusammenarbeit und bessere Dokumentation. Übernimmt eine andere Stelle die Ausschreibung als die, die Türdokumente zusammenstellt, ist damit auch eine Schnittstelle vorhanden, an der es zu Abstimmungsproblemen kommen kann. Mal ergibt sich daraus unnötiger Mehraufwand bei der Werkplanung, in anderen Fällen fehlen grundlegende Informationen zur Inbetriebnahme und Gesamtabnahme. Das birgt dann zugleich ein Haftungsrisiko.
Auf einer anderen Ebene verzichtet ein Büro eventuell auf die Vorteile der Standardisierung. Bei einem mehrgeschossigen Gebäude mit gleicher Nutzung über mehrere Etagen wiederholen sich die Pläne für die Türen – dann lassen sich Lösungen skalieren.

Wie also läuft die Türenplanung und -montage im besten Fall ab?

Spezialisten für die Türfachplanung sind früh in den Planungsprozess eingebunden. Sie klären alle Anforderungen und beschreiben die Abläufe bei den Begehungsszenarien wie Alltagsbegehung, Fluchtfall oder gar Intervention durch Rettungskräfte. Das ermöglicht es auch, die sinnvolle Umsetzbarkeit zu prüfen. Bei dem ganzheitlichen Blick sind auch Schnittstellengewerke berücksichtigt – Elektro, Brandschutz, Haustechnik, Sicherheit usw. Hinzu kommen die erforderlichen Zusammenhänge für den Betrieb: Betreibereinweisungen in die Funktionsweisen der Elemente und die zugehörigen Service- und Wartungsintervalle zur Sicherung der notwendigen Funktionalität. Den Betreibern ist ihre Verantwortung bewusst zu machen. Wichtig ist nicht zuletzt die Kommunikation an den Schnittstellen – zwischen Planung und Bauleitung genauso wie zwischen Bauleitung und ausführendem Betrieb. Da muss sichergestellt werden, dass die relevanten Informationen nicht nur weitergegeben, sondern auch verstanden und entsprechend umgesetzt werden.

Sie sagen außerdem, dass gute Türenplanung über den Einbau hinausdenkt?

Ja, unbedingt, sogar über die Inbetriebnahme und die Übergabe, zu der sauber ausgestellte Dokumente gehören. Auch wenn ein Planungsbüro zunächst kein großes Interesse an der Betriebszeit hat, ist es dennoch zu empfehlen, den Betreiber auch auf die notwendigen Wartungspflichten hinzuweisen und im Idealfall zu einem Vertrag zur Wartung zu raten, z. B. durch den ausführenden Betrieb.

Lehrgang Fachplaner/-in und Fachbauleiter/-in für Türtechnik

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Der Lehrgang vermittelt das komplexe Wissen, um Verant­wortung für die vorschriftsgemäße, technisch korrekte sowie funktional sinnvolle und damit wirtschaftliche Ausführung von Türen zu übernehmen. Inhalte sind Grundlagen zu Türen und Elementen, Türtechnik, Funktionen und Nutzungsanforderun­gen, rechtliche Fragen, vorbeugender Brandschutz, Dokumen­tation und Übergabe sowie Kommunikation. Viel Gewicht bekommt das methodische Vorgehen in der Fachplanung und Fachbauleitung inklusive Planungs- und Ausführungspara­metern, technischer Klarstellung, Schnittstellen und Qualitätssicherung von der Planung über die Ausführung bis hin zum Betrieb.

Mehr Informationen unter www.dfatt.de

zuletzt editiert am 30. Oktober 2024