Die Allgäuer Multicycle Fahrrad-Handels GmbH & Co. KG hat im Sommer 2024 in Marktredwitz ihren neuen Multicycle Campus eingeweiht. Der Fachbeitrag stellt das Brandschutzkonzept für den Neubau und dessen fundamentale Punkte vor. Er geht abschließend auf ein zentrales Problem bei der späteren Bauausführung ein.
Der neue Standort soll künftig die Bereiche Onlineshop, Logistik und das Marketing abdecken sowie als Zentrum für Schulungen und Weiterbildungen dienen. In der neuen Logistikhalle finden rund 20.000 Bikes vorübergehend ihren Lagerplatz, bevor sie in eine der 50 Filialen oder über den Onlineversand auf den Markt gehen. Des Weiteren werden dort auch die Neuräder für das bundesweite Filialnetz endmontiert.
Nach einer Planungszeit von knapp drei Jahren und einer intensiven Bauzeit von 18 Monaten konnte der hochmoderne Komplex, der sich über 5.300 m2 – davon 4.000 m2 als Hochregallager genutzt – erstreckt und eine Höhe von 15 m aufweist, in Betrieb genommen werden.
Aufgrund der obersten Aufenthaltsraumhöhe von + 10,30 m sowie Nutzungseinheiten von mehr als 400 m2 ergibt sich für das Gesamtgebäude eine Einstufung in die Gebäudeklasse 5. Des Weiteren handelt es sich bei dem Campusgebäude, unter Berücksichtigung der Grundfläche und von Regalen mit einer Oberkante des Lagerguts von mehr als 7,50 m um einen Sonderbau gemäß Art. 2 der Bayerischen Bauordnung. Da sich für das Gebäude eine klare Kategorisierung als Industriebau ergab, konnte dieses unmittelbar nach den Vorgaben der Muster-Industriebau-Richtlinie (MIndBauRL) bewertet werden.
Bautafel
- Betreiber: Multicycle Fahrrad-Handels GmbH & Co. KG
- Ausführung (Planung, Betonbau, Holzbau): Rudolf Hörmann GmbH & Co. KG
- Brandschutz (Brandschutzplanung/Fachbauleitung Brandschutz): Heister + Ronkartz Brandschutzsachverständige
- Prüfsachverständiger für Brandschutz: Dipl.-Ing. Matthias Dietrich (Rassek & Partner Brandschutzingenieure)
- Gebäudehöhe: 15 m
- Nutzfläche ca. 5.795 m2
- Grundfläche (BGF): ca. 5.925 m2
- Bauzeit: November 2022 bis Mai 2024
Das Tragwerk und die Abschottungsmaßnahmen
Der Bauherr hatte sehr konkrete Vorstellungen, wie der neue Campus auszusehen hatte: Das Gebäude sollte überwiegend in Holzbauweise erstellt werden. Ferner sollte eine Halle mit offenen Montagebereichen entstehen.

Das gesamte Tragwerk der Halle und der Bürotrakt wurden letztlich als reine Holzkonstruktion ausgeführt. Mit der geplanten Brandabschnittsfläche von ca. 5.300 m2 und einer Einordnung in die Sicherheitskategorie 4 mit einer selbsttätigen und flächendeckenden Löschanlage konnten die Vorgaben der MIndBauRL eingehalten werden.
Eine abweichende Ausführung ergab sich jedoch für die konzipierten Einbauten. Der vorgelagerte Bürotrakt und teilweise die Einbauflächen innerhalb des Hallenbereichs erfüllten den Tatbestand zweier übereinander angeordneter Einbauten. Der Bürotrakt erstreckt sich über drei Ebenen, von denen das EG und das 1. OG offen miteinander verbunden sind. Das 1. OG gegen das 2. OG durch feuerhemmende Decken und Trennwände abgetrennt.

Der vorgelagerte Trakt wurde in Abstimmung mit dem Prüfsachverständigen für Brandschutz als Einbau bewertet und hinsichtlich der tragenden und aussteifenden Bauteile, der Trennwände sowie der Decken feuerhemmend errichtet. Jedes Geschoss weist eine Grundfläche von ca. 280 m2 auf. Zur Kompensation wurde der Bürotrakt mit in den Überwachungsumfang der Sprinkleranlage integriert und mit einer feuerhemmenden Wand sowie feuerhemmenden, rauchdichten und selbstschließenden Brandschutztüren vom Hallenbereich abgetrennt.
Innerhalb der Lagerhalle war ein weiterer Einbau konzipiert, der sich ebenfalls über drei Ebenen erstreckt und vom Bürotrakt sowie dem Hallenbereich aufgrund seiner baulichen Eigenschaften feuerbeständig abgetrennt ist. Der hallenseitige Einbau weist dort eine Grundfläche von ca. 60 m2 je Geschoss auf. Zur Kompensation wurden die gleichen Maßnahmen, wie für den Bürotrakt bereits beschrieben, gewählt.
Fluchtwegführung
Zur frühzeitigen Alarmierung der anwesenden Personen verfügt das Gesamtgebäude über eine aufgeschaltete Brandmeldeanlage, bestehend aus manuellen und automatischen Brandmeldern. Innerhalb der einzelnen Bereiche und Einbauflächen ergibt sich eine konforme Flucht- und Rettungswegführung über notwendige Treppen und mit direkten Ausgängen ins Freie.

Die beiden offenen Montageflächen auf einer Höhe von + 6,65 m und + 10,30 m verfügen über eine direkte Anbindung an den notwendigen Treppenraum und eine Außenstahltreppe. Ebenso sind die einzelnen Bereiche des Bürotrakts und des hallenseitigen Einbaus direkt an den notwendigen Treppenraum angebunden.
Alternativ stehen für die einzelnen begehbaren Flächen noch weitere notwendige Treppen und direkte Ausgänge ins Freie zur Verfügung. Unter Berücksichtigung der baulichen Flucht- und Rettungswege kann für die anwesenden Personen somit zu jeder Zeit eine Selbstrettung sichergestellt und die Vorgaben der MIndBauRL können eingehalten werden. [...]
Weiterlesen? Der vollständige Artikel ist in Ausgabe 1.2025 des FeuerTrutz Magazins (Februar 2025) erschienen. Er geht auf Maßnahmen zum Klimaschutz und Nachhaltigkeit ein und erläutert, wie im Projektverlauf eine geänderte Bausführung umgesetzt wurde.
[1] Bayerische Bauordnung (BayBO) gemäß Bekanntmachung der Neufassung der Bayerischen Bauordnung vom 14.08.2007
[2] Muster-Richtlinie über brandschutztechnische Anforderungenan Bauteile und Außenwandbekleidungen in Holzbauweise (MHolzBauRL) – Fassung Oktober 2020
[3] Muster-Richtlinie über den baulichen Brandschutz im Industriebau – Muster-Industriebau-Richtlinie (MIndBauRL) –Stand Mai 2019